Wird Marwan Barghouti „Palästinas Nelson Mandela“?

In den Diskussionen über die Zukunft eines palästinensischen Staates taucht insbesondere in Frankreich häufig der Name Marwan Barghouti als möglicher Regierungschef auf. Er wird manchmal als „Palästinas Mandela“ bezeichnet, weil er seit 2002 in Israel inhaftiert ist; als einer der Anführer der zweiten Intifada ab 2000 erhielt er fünfmal lebenslänglich wegen der Ermordung von Zivilisten.

Barghouti trat 1987 an der Seite von Jassir Arafat in die Führung der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) ein. Als aktiver Befürworter des Osloer Abkommens von 1993 kehrte er 1994 nach Palästina zurück und wurde 1996 Abgeordneter für Ramallah. Später wurde er in den Palästinensischen Legislativrat gewählt, gründete eine israelisch-palästinensische parlamentarische Freundschaftsgruppe in der Knesset und verurteilte konsequent alle Angriffe auf Zivilisten.

Obwohl die Hamas Barghouti als Führungsmitglied der Palästinensischen Autonomiebehörde angreift, soll ihre Leitung bereit sein, seine Führung zu akzeptieren. Jedenfalls wird er mehr respektiert und man traut ihm eher zu, die Sache seines Volkes zu verteidigen, als dem diskreditierten derzeitigen Chef der Autonomiebehörde Mahmud Abbas.

Jetzt läuft eine neue Kampagne für seine Freilassung im Rahmen von Vereinbarungen zur Beendigung des Gaza-Krieges. Dies wird nachdrücklich unterstützt von Ofer Bronchtein, einem ehemaligen Berater von Jitzhak Rabin und Unterhändler der Osloer Abkommen, der sich seit Jahren für die Zweistaatenlösung einsetzt. Bronchtein ist seit 2020 Berater des französischen Präsidenten Macron für eine Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts. In einem Interview mit RFI/France24 am 28.11. bekräftigte er, daß Barghoutis Freilassung positiv für den Frieden wäre, die Palästinenser seine Führung anerkennen und sogar die Hamas ihn akzeptieren würde.

Die Kommunistische Partei Frankreichs ist für die „Barghouti-Lösung“, und auch Ex-Außenminister Dominique de Villepin ebenso wie der ehemalige Präsidentschaftskandidat Jacques Cheminade haben sich für seine Freilassung ausgesprochen, damit er Palästinenserchef werden kann.

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