WHO und BioNTech liefern Afrika Technologie und Anlagen zur Impfstoffherstellung

Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), gab am Rande des EU-Afrika-Gipfels am 18.2. bekannt, daß eine erste Gruppe von sechs afrikanischen Ländern für den Aufbau einer mRNA-Impfstoffproduktion ausgewählt wurde: Ägypten, Kenia, Nigeria, Senegal, Südafrika und Tunesien.

In der COVID-19-Pandemie richtete die WHO 2021 die „globale Drehscheibe für den mRNA-Technologietransfer“ ein. Sie soll Hersteller in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen dabei helfen, „eigene Impfstoffe zu produzieren und sicherzustellen, daß sie über alle erforderlichen Betriebsverfahren und das Know-how verfügen, um mRNA-Impfstoffe in großem Maßstab und nach internationalen Standards herzustellen“. Der unmittelbare Notfall ist das Coronavirus, doch später sollen auch andere Impfstoffe (Malaria, Tuberkulose, HIV) und viele Arzneimittel hergestellt werden.

Bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie wurde Afrika in skandalöser Weise von den reichen Ländern im Stich gelassen, die Impfstoffe oft weit über die benötigten Mengen hinaus horteten oder auslaufende Dosen exportierten, die afrikanische Länder wegen mangelnder Infrastruktur nicht rechtzeitig verwenden konnten. Infolgedessen sind nur 11% der afrikanischen Bevölkerung geimpft, die niedrigste Rate der Welt.

Am 11.2. war Dr. Tedros in Südafrika, um das Afrigen Biologics and Vaccines Center zu besuchen, das den ersten mRNA-COVID-Impfstoff auf dem Kontinent unter Verwendung der Moderna-Sequenz hergestellt hat. Dieser Impfstoff sei „besser an die Bedingungen angepaßt, unter denen er eingesetzt wird, und hat weniger Lagerungsprobleme und ist preisgünstiger“. Er wird jedoch nicht vor November 2022 für klinische Versuche bereit sein. Unterdessen schätzt ein aktueller Bericht der Weltbank, daß die Pandemie die Zahl der in extremer Armut lebenden Afrikaner um bis zu 40 Millionen erhöht hat.

Ebenfalls letzte Woche verkündete das deutsche Unternehmen BioNTech, das zusammen mit Pfizer den ersten mRNA-Impfstoff gegen COVID hergestellt hat, daß es eine „Impfstoff-Fabrik aus Schiffscontainern“ konstruiert hat, die in afrikanische Länder verschifft werden könnte, um dort die Herstellung des Impfstoffs zu ermöglichen. Am Tag vor dem EU-Afrika-Gipfel besuchten die Präsidenten von Ruanda, Ghana und Senegal gemeinsam mit Dr. Tedros den BioNTech-Standort in Marburg, um das Konzept und seine Anforderungen zu erörtern.

BioNTech will die Transportbehälter, die Rohstoffe und das Know-how kostenlos zur Verfügung stellen. Im Gegenzug würden das benötigte Land, die Infrastruktur für Produktion und Vertrieb sowie die Arbeitskräfte vom Gastland zur Verfügung gestellt. Die EU will sich an der Finanzierung von Ausbildungsprogrammen für das Personal beteiligen. Nach Angaben des Unternehmens könnten in zwei doppelstöckigen Containern bis zu 50 Mio. Impfstoffdosen pro Jahr hergestellt werden.

Print Friendly, PDF & Email