Welternährungskrise unter dem Einfluß von Konflikten und Krieg

Laut einem Bericht des Welternährungsprogramms (WFP) vom Jahresbeginn sind heute weltweit mehr als 200 Millionen Menschen vom Hungertod bedroht, und die Zahl droht allein in diesem Jahr um weitere 100 Millionen zu steigen. Diese dramatische Schätzung entstand noch vor dem militärischen Konflikt in Europa. In Afghanistan sind 23 Mio. Menschen, darunter Millionen von Kindern, vom Hunger bedroht; in dem winzigen, vom Krieg zerrissenen Land Jemen sind über 40% der Bevölkerung (13 Mio.) auf Spenden des WFP angewiesen, um zu überleben, und am Horn von Afrika herrscht die schlimmste Dürre seit Jahrzehnten. Gleichzeitig werden Nahrungsmittel immer knapper.

Bereits Ende letzten Jahres wurde für 2022 ein Rückgang der weltweiten Weizenproduktion um etwa 10 Mio.t erwartet, so das französische Agraranalyseunternehmen Agritel. Der Rückgang der Maiserzeugung wird voraussichtlich noch massiver ausfallen, da die Produktionskosten um 15-20% steigen, während die Ölsaatenernte 2022 voraussichtlich das vierte Jahr in Folge zurückgehen wird. Die Preise für Düngemittel haben sich von 2020 bis Ende 2021 bereits verdreifacht, was sie für unzählige unabhängige Landwirte in aller Welt unerschwinglich macht. Der katastrophale Rückgang der weltweiten Agrarproduktion ist zum Teil auf die steigenden Energiepreise durch den „Green Deal“, aber auch auf geopolitische Faktoren und Konflikte zurückzuführen.

Der Konflikt in der Ukraine und die Sanktionen gegen Rußland werden die Lage enorm verschärfen, insbesondere wenn der Transport über das Schwarze Meer blockiert ist. Auf die Ukraine und Rußland zusammen entfallen heute knapp 30% des gesamten auf den Weltmärkten gehandelten Weizens, Rußland ist der größte Exporteur und die Ukraine steht an fünfter Stelle. Außerdem liefern sie zusammen 32% der weltweiten Gerstenexporte, 19% der Maisexporte und fast 80% der Sonnenblumenölexporte.

Chemische Düngemittel sind für die moderne Landwirtschaft unerläßlich, und Rußland sowie Weißrußland sind wichtige Lieferanten auf dem Weltmarkt. Nach Angaben von ARGUS Media ist Rußland sogar der größte Exporteur mehrerer Rohstoffe: Ammoniumnitrat (49% Marktanteil), NPK (Stickstoff, Phosphor und Kalium, 38%), Ammonium (30%) und Harnstoff (18%).

Bei Kalium (Pottasche) liegen Weißrußland und Rußland mit 9,0 Mio.t (Rußland) und 8,0 Mio.t (Weißrußland) zusammengenommen an der Spitze der weltweiten Produktion, Kanada ist mit 14,0 Mio.t der größte Einzelproduzent.

Wenn Rußland aufgrund der Sanktionen der USA und Europas tatsächlich vom weltweiten Bankensystem abgeschnitten wird, werden die Störungen in der globalen Nahrungsmittelversorgung dramatisch sein. Allerdings wurde diese Woche bekannt, daß China im Rahmen der Vereinbarungen der Präsidenten Xi und Putin die Beschränkungen für Weizenimporte aus Rußland lockern wird und somit einen großen Teil der von Sanktionen betroffenen Exporte auffangen könnte. Laut einem neuen Bericht von Goldman Sachs dürfte China der „Hauptnutznießer“ russischer Waren und Rohstoffe sein, wenn die regulären Exporte gekürzt werden.

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