Überschreiten der roten Linien Rußlands bedeutet Risiko eines Atomkriegs

Auf der wöchentlichen Sitzung der Internationalen Friedenskoalition (IPC) am 5. 4. warnte Helga Zepp-LaRouche, nach allen gescheiterten Bemühungen zur Eindämmung Rußlands „sind wir jetzt am Punkt der Entscheidung“. Wenn die rote Linie überschritten werde, seien ein Weltkrieg und Atomkrieg möglich. Die von Präsident Macron angedrohte Entsendung französischer Truppen in die Ukraine und die erklärte Absicht von US-Außenminister Blinken, die Ukraine in die NATO aufzunehmen, könnten eine solche rote Linie darstellen.

Erfahrene internationale Persönlichkeiten teilen diese Einschätzung, so der Vizepräsident der Italian Atlantic Treaty Association, Antongiulio de Robertis, und der ehemalige Direktor des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung, Prof. Pino Arlacchi.

De Robertis vergleicht in einem Artikel für das Internetmagazin Pluralia die strategische Lage mit der am Vorabend des Ersten Weltkriegs und bezieht sich dabei auf Christopher Clarks berühmtes Buch Die Schlafwandler. Selbst noch nach der Ermordung des österreichischen Erzherzogs Franz Josef in Sarajewo 1914 glaubte niemand an den Ausbruch des Krieges; erst nach dem Ultimatum Wiens an Serbien unterbrachen die europäischen Monarchen und Staatsoberhäupter ihren Urlaub. Heute, schreibt de Robertis, werde die Möglichkeit gefährlich unterschätzt, daß ein neuer Krieg, diesmal ein Atomkrieg, ausbrechen kann.

Im Ukrainekonflikt habe der Westen die Kriegstreiberei immer weiter gesteigert, bis hin zur Aufgabe jeglicher Beschränkung der Militärhilfe für Kiew. Die andere Seite verhalte sich automatisch ähnlich. „Daher kann es nur die Sorge geben, daß derselbe unaufhaltsame Mechanismus wie 1914 in Gang gesetzt wird, der die Führer Europas dazu brachte, schlafwandlerisch in den Krieg einzutreten.“

Prof. Arlacchi sagt in einem Exklusivinterview mit dem Schiller-Institut, das demnächst in EIR erscheint, weder die NATO noch Rußland hätten die Absicht, einander tatsächlich den Krieg zu erklären, aber: „Manchmal gibt es eine Dynamik des ,Wie du mir, so ich dir‘, die uns an diesen Punkt bringen kann“, was „in der Vernichtung der menschlichen Gesellschaft enden könnte“.

Zepp-LaRouche sagte in der IPC-Sitzung, um nicht in eine solche Tragödie zu stolpern, müsse die Mehrheit der Nationen eine Weltordnung schaffen, die „die langfristige Überlebensfähigkeit der Menschheit garantiert“. Manche Leute meinten, es genüge, ein alternatives System zum gescheiterten Dollar-System zu schaffen, aber „ich bin absolut überzeugt, daß das nicht der Fall ist“. Sie betonte: „Angesichts der bis an die Zähne bewaffneten NATO und des Militärisch-Industriellen Komplexes, der in den Vereinigten Staaten, in Großbritannien und nun leider auch zunehmend in der Europäischen Union eine so beherrschende Rolle spielt, glaube ich nicht, daß der Westen so friedlich aufgeben wird wie die Sowjets 1991. Ich befürchte, daß sie versuchen werden, ihre Vorstellung von der Weltordnung durchzusetzen, und das wird zum Dritten Weltkrieg führen.“

Der Globale Süden müsse gestärkt werden, um auf der Weltbühne der Geschichte agieren zu können, aber man müsse sich von der Idee einer multipolaren Welt verabschieden, „weil Multipolarität immer noch die Möglichkeit eines geopolitischen Konflikts beinhaltet“. Die Vorstellung, daß andere Länder „Feinde“ sind, müsse im Rahmen eines neuen Paradigmas überwunden werden (siehe dazu Zepp-LaRouches „Zehn Prinzipien“, https://schillerinstitute.com/de/blog/2022/11/30/).

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