Strategisch gelegenes Kasachstan wird Zielscheibe einer Farbrevolution

Kann es Zufall sein, daß wenig mehr als eine Woche vor dem Beginn entscheidender strategischer Gespräche zwischen Rußland und dem Westen am 10.1. in Kasachstan gewaltsame Unruhen ausbrachen? Angesichts der strategischen Bedeutung des zentralasiatischen Landes ist das schwer zu glauben.

Die Ereignisse begannen mit lautstarken, aber friedlichen Demonstrationen, der unmittelbare Anlaß dafür war eine plötzliche Verdoppelung des Preises für Flüssiggas (LPG), des üblichen Kraftstoffs für Autos in dem Land, nachdem die Regierung ihr Subventionssystem abgeschafft hatte (s.u.). Innerhalb von 2–3 Tagen waren in zahlreichen Städten Tausende auf den Straßen, und viele Menschen begannen einen Regimewechsel zu fordern. Hierzu gesellten sich in koordinierter Weise bewaffnete Aktivisten, die systematisch Gewalt anwandten, plünderten, Autos anzündeten und sogar den wichtigsten Flughafen besetzten. Diese Einmischung von Provokateuren in Demonstrationen, welche oft als legitimer Protest gegen wirtschaftliche Not beginnen, folgt dem typischen westlichen Drehbuch für „Farbrevolutionen“, wie 2014 in der Ukraine.

Angesichts der Unruhen bat Präsident Kassym-Jomart Tokajew das russisch-zentralasiatische Militärbündnis OVKS, russische und andere Streitkräfte zu entsenden, um die Gewalt zu beenden. Nach Ansicht der Behörden waren an dem „Putschversuch“ ausländische Kämpfer beteiligt.

Das Land ist in Westeuropa wenig bekannt, aber Kasachstan könnte und sollte eine wesentliche Rolle in dem aufstrebenden neuen Paradigma spielen, was erklärt, warum es zur Zielscheibe der Destabilisierung wird, u.a. seitens der üblichen NGOs (s.u.). Kasachstan hat eine 7600 km lange Grenze mit Rußland (die längste durchgehende Grenze zwischen zwei Ländern weltweit) und eine weitere von 1700 km mit China. Eine Destabilisierung würde wahrscheinlich zu einer starken Migration in beide Länder führen, was auch das Einsickern internationaler islamischer Terrornetze insbesondere in die chinesische Provinz Xinjiang ermöglichen könnte.

In Kasachstan liegen auch Rußlands wichtigster Weltraumbahnhof Baikonur und sein wichtigstes Raketentestgelände in Sary-Shagan, wo das Raketenabwehrsystem S-550 entwickelt wird.

Was strategische Ressourcen angeht, so ist Kasachstan mit einem Anteil von über 40% der größte Uranproduzent der Welt. Das Uran wird in Rußland verarbeitet, aber ein großer Teil wird nach Kasachstan zurückgeschickt, wo in einer von China gebauten Anlage Brennstoffpellets hauptsächlich für chinesische Reaktoren hergestellt werden. Darüber hinaus transportiert die 2015 in Betrieb genommene Kasachisch-Chinesische Pipeline täglich 120.000 Barrel Öl vom Kaspischen Meer nach Xinjiang (2000 km) und weiter nach Shanghai.

Für die Neue Seidenstraße ist Kasachstan der Schlüssel. Die Haupteisenbahnlinie zwischen China und Europa, worauf derzeit etwa 4000 Fahrten pro Jahr stattfinden, führt durch das Land. Die Container werden im größten Trockenhafen der Welt, Korgas an der kasachischen Grenze zu China, zwischen den beiden Spurweiten umgeladen.

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