Scott Ritter: „Die Russen werden nicht verhandeln – beweisen Sie mir, daß ich mich irre“

Der ehemalige UN-Waffeninspekteur und ehemalige Offizier der US-Marines Scott Ritter ist überzeugt, daß es keine Verhandlungslösung für den Ukrainekrieg geben und das Vermittlungsangebot des Vatikans keinen Erfolg haben wird. Diese Ansicht äußerte er am 8.1. in einem Internetforum mit der US-Senatskandidatin Diane Sare, Helga Zepp-LaRouche, US-Oberst a.D. Richard Black und anderen. Zepp-LaRouche dagegen sieht eine Chance für eine Verhandlungslösung, weil die Alternative ein Weltuntergangsszenario sei.

Beide stimmten jedoch darin überein, daß die Situation hochgefährlich ist. Ritter sagte, die Diplomatie nehme ihre Aufgabe nicht wahr, und so werde die Nuklearpolitik von denjenigen diktiert, die auf nukleare Aufrüstung drängen – erst in den USA und später als Folge davon auch in Rußland. Und diese Leute in den USA hätten die Illusion, sie könnten Rußlands strategischen Vorsprung aufholen.

„Rußland wird nie und nimmer mit irgend jemandem über die Ukraine verhandeln“, erklärte Ritter. „Warum in Gottes Namen sollte sich Rußland zum jetzigen Zeitpunkt mit den Vereinigten Staaten für irgend etwas zusammensetzen? Wir [die USA] sind Lügner, wir sind Betrüger, man kann uns nicht trauen. Könnte man Europa als Gesprächspartner nutzen? Frankreich und Deutschland kann man nicht mehr trauen. Man kann niemandem trauen. Auch dem UN-Sicherheitsrat kann man nicht trauen, denn Minsk [die Minsker Vereinbarungen, s.u.] wurde dem Sicherheitsrat vorgelegt und vom Sicherheitsrat abgesegnet. Das bedeutet gar nichts.“

Die einzige Chance für das Überleben der Welt bestehe darin, „daß die NATO in Würde geht, die Unvermeidlichkeit ihrer Niederlage akzeptiert und einen Weg findet, mit einem siegreichen Rußland zurechtzukommen. Das wird nicht durch Verhandlungen geschehen, denn die NATO ist keine Organisation, der man jemals wieder trauen kann. Genausowenig wie den Vereinigten Staaten oder irgendeiner anderen Nation da draußen. Das ist der traurige Stand der Dinge. Rußland wird sich nicht mehr um Verhandlungen bemühen, Rußland wird den Sieg auf dem Schlachtfeld anstreben. Denken Sie daran, daß es nicht Rußland war, das sich darauf festgelegt hat. Es war NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, der sagte, der einzige Ausweg in der Ukraine führe über das Schlachtfeld.“

Nach dem Vortrag meldete sich ein russischer Wissenschaftler und sagte, er stimme dieser Einschätzung zu: „Der einzige Weg, den Krieg zu beenden, besteht darin, die Lieferung von Waffen und Geld an die Ukraine einzustellen. Der Krieg wäre in drei Tagen zu Ende.“

Zepp-LaRouche erwiderte, sie stimmte Ritters Analyse völlig zu, aber als „Realistin und Optimistin“ sei sie überzeugt, daß man das Schlimmste vermeiden kann, weil das sonst die Vernichtung der Zivilisation bedeuten würde. Dazu müßten sich jedoch die Menschen überall mobilisieren, um der unipolaren Welt und ihren geopolitischen Konfrontationen eine klare Absage zu erteilen, wie es sich jetzt mit der Wiederbelebung des „Geistes von Bandung“ der Blockfreien-Bewegung abzeichne.

Das Schiller-Institut unterstütze in einem Brief die Initiative des Vatikans und fordere jedermann auf, ihn zu unterzeichnen und zu verbreiten, nicht zuletzt führende Vertreter aller anderen Religionen. Jenseits aller Ideologien, religiösen Überzeugungen oder Hintergründe gebe es das Konzept der „einen Menschheit“, des „Höheren“. Man könne eine Lösung finden, wenn die Menschen verstehen, daß wir zuerst an die Menschheit als Ganze denken müssen, statt geopolitische oder nationale Konflikte auszutragen.

„Die Gefahr eines Dritten Weltkriegs macht jeden Bürger automatisch zum Weltbürger“, stellte sie fest. „Bilden wir also eine Bewegung der Weltbürger“ unter dem ironischen Motto „Weltbürger aller Länder, vereinigt euch!“

Ritter meinte abschließend, er hoffe, daß Zepp-LaRouche ihm das Gegenteil seiner Ansicht beweisen und ihre Initiative Erfolg haben werde. Und humorvoll fügte er hinzu: „Wenn Sie den Papst dazu bringen, erfolgreich ein Ende dieses Konflikts auszuhandeln, dann kann er mich im Trevi-Brunnen taufen!“

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