Rußland startet Initiative zur Entwicklung Sibiriens

In seiner Rede auf dem 8. Östlichen Wirtschaftsforum in Wladiwostok am 12.9. machte Wladimir Putin unmißverständlich klar, daß Rußland eine umfassende Mobilisierung zur Erschließung der enormen wirtschaftlichen und natürlichen Ressourcen des riesigen sibirischen Territoriums in die Wege leitet. „Eines ist klar“, sagte er, „der Ferne Osten ist Rußlands strategische Priorität für das gesamte 21. Jahrhundert und dabei werden wir bleiben.“

Da der Westen großen Druck ausübt, um Rußland vom übrigen Europa „abzukoppeln“, hat Moskau beschlossen, sich dem asiatisch-pazifischen Raum im Osten zuzuwenden, wo die Aussichten die besten sind. Damit kehrt es zu der Politik zurück, die historisch seine Stärke war, denn Sibirien und der Ferne Osten sind das vielleicht größte Lager natürlicher und mineralischer Ressourcen irgendeines Landes der Welt.

Seit dem 17. Jh., als Gottfried Leibniz Zar Peter den Großen ermutigte, die Weiten Sibiriens zu erforschen, über Sergej Wittes Projekt im 19. Jahrhundert, den Kontinent mit einem „stählernen Band“ zu verbinden – der Transsibirischen Eisenbahn (nach dem Vorbild von Lincolns Transkontinentaler Eisenbahn in Amerika) -, bis heute ist der Reichtum Sibiriens und des Fernen Ostens ein verborgener Schatz, der darauf wartet, gehoben zu werden. Das Öl und Gas der Region leistet der russischen Wirtschaft bereits gute Dienste, doch unter der Taiga und Tundra liegt das gesamte Mendelejewsche Periodensystem der Elemente verborgen.

Die Strategie wurde auf dem Östlichen Wirtschaftsforum offiziell verkündet, aber die Grundlage wurde bereits in den letzten zehn Jahren und früher geschaffen. Die Entscheidung, das neue russische Kosmodrom in Wostotschny im Fernen Osten zu bauen, bezeugt, daß dort die wirtschaftliche Zukunft liegt. Neue Städte entstehen aus ehemals kleinen Hafenstädtchen an der nördlichen Pazifikküste und am Nördlichen Seeweg sowie an der chinesischen Grenze, wo der Handel mit dem Bevölkerungsriesen China stetig zunimmt. Staatliche Anreize sollen Menschen zur Auswanderung in die klimatisch oft schwierige Region bewegen.

Die beiden großen Ost-West-Bahnstrecken, die Transsibirische Eisenbahn und die Baikal-Amur-Eisenbahn (BAM), werden saniert und modernisiert. Und mit der Klimaerwärmung in der sibirischen Arktis schafft die Natur einen dritten Korridor für den Ost-West-Verkehr über den Nördlichen Seeweg.

China sieht die Strategie als vorteilhaft an und nutzt das sibirische Öl und Gas für seine wirtschaftliche Entwicklung. Nur wenige Tage vor dem Wirtschaftsforum besuchte Präsident Xi Chinas nordöstliche Provinz Heilongjiang an der russischen Grenze und rief zur Entwicklung der Provinz auf hohem Niveau auf. Heilongjiang, landwirtschaftlich eine Region mit „Schwarzerde“, war in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts auch eine der wichtigsten Industrieregionen Chinas.

Kurz, die Ressourcen der sibirischen Hochebene werden die Grundlage für Rußlands Erneuerung trotz westlicher Sanktionen bilden und versprechen ihm unbegrenzte Expansion im asiatisch-pazifischen Raum.

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