Robert F. Kennedy Jr.: „Die größte Atomkriegsgefahr seit der Kubakrise“

Robert F. Kennedy Jr., der Sohn von Robert Kennedy und Neffe von Präsident John F. Kennedy, sprach per Video auf der New Yorker Kundgebung von „Humanity for Peace“. „Heute sind wir einem nuklearen Schlagabtausch näher als jemals zuvor seit der Kubakrise im Oktober 1962“, sagte Kennedy, ein Präsidentschaftskandidat bei den Demokraten. „Mein Onkel hatte verstanden, daß man sich in die Lage des Gegners versetzen muß, wenn man dem Land einen Krieg ersparen will. Als er sein Amt antrat, wußten die Geheimdienste und die Leute um ihn herum fast nichts über [den sowjetischen Staatschef] Nikita Chruschtschow. Präsident Eisenhower hatte gesagt, daß kein Präsident, der selbst Soldat war, die Amerikaner in den Dritten Weltkrieg führen würde, weil Soldaten wissen, was Krieg ist. Er war selbst ein Soldat. Mein Onkel war Soldat gewesen, der einzige Präsident, der mit dem Purple-Heart-Orden ausgezeichnet wurde. Und Chruschtschow war natürlich auch Soldat gewesen und hatte an der brutalsten Schlacht des Zweiten Weltkriegs in Stalingrad teilgenommen.“

1961 begann der Austausch zwischen Kennedy und Chruschtschow unter schwierigsten Bedingungen.

„Im August gab es eine Konfrontation an der Berliner Mauer, wo amerikanische Panzer am Checkpoint Charlie russischen Panzern gegenüberstanden, und die Welt stand zu dem Zeitpunkt kurz vor einem Atomkrieg. Mein Onkel telegrafierte über einen Geheimkanal an Chruschtschow und bat ihn, seine Panzer abzuziehen. Chruschtschow antwortete auf das Telegramm meines Onkels mit den Worten: ,Ich stehe mit dem Rücken zur Wand, ich kann nicht zurück‘, und in dem Moment erkannte mein Onkel, daß Chruschtschow in der gleichen Lage war wie er selbst: Auch er war von Kriegstreibern umgeben, die auf eine Machtprobe mit den Vereinigten Staaten aus waren. Und ihnen war klar, daß nur sie beide einen allgemeinen nuklearen Schlagabtausch verhindern konnten. Mein Onkel machte ihm einen Vorschlag, ein Versprechen: Wenn Chruschtschow seine Panzer zurückzöge, würde mein Onkel es innerhalb weniger Stunden auch tun, und das taten sie. Danach vertrauten sie einander, und sie erkannten, daß sie direkt miteinander kommunizieren mußten…

Sie befanden sich in einer sehr ähnlichen Situation wie heute, wenn wir Wladimir Putin in eine Lage bringen, in der er mit dem Rücken an der Wand steht. Dies ist eine Zeit, in der wir mehr denn je miteinander reden müssen. Wir [die USA] haben seit vielen, vielen Monaten, fast einem Jahr, keine Anstrengungen unternommen, mit der russischen Führung zu sprechen. Und es gab viele Bemühungen der russischen Führung, uns und die Ukraine in Friedensverhandlungen einzubinden, aber wir haben das zurückgewiesen.

Im April 2022 haben die Russen und die Ukrainer, wie wir jetzt wissen, ein Friedensabkommen paraphiert, das auf den Minsker Vereinbarungen basierte, und die Russen begannen bereits, ihre Truppen abzuziehen. Dennoch schickte das Weiße Haus [den damaligen britischen Premier] Boris Johnson dorthin, um dieses Abkommen zu torpedieren.

Wir müssen das Gegenteil tun: Wir müssen direkt mit Wladimir Putin und allen Seiten sprechen, und wir müssen diesen Wahnsinn beenden, bevor wir einen weiteren nuklearen Schlagabtausch auslösen, der die gesamte Menschheit vernichtet.

Ich danke Ihnen für die Arbeit, die Sie leisten, und ich möchte Sie beglückwünschen und Ihnen meine Dankbarkeit dafür aussprechen, daß Sie dies zu einer Priorität für die gesamte Menschheit gemacht haben. Ich danke Ihnen sehr.“

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