Panik über US-Schulden und Unternehmenspleiten

Die Erhöhung der Zentralbankzinsen schafft ein „Ungleichgewicht“ im Finanzsystem, das eine globale Kernschmelze auslösen kann, wenn es nicht beseitigt wird. Das Problem ist, daß dies nur verhindert werden kann, wenn man die spekulative Seite des Systems ausschaltet. Herkömmliche Maßnahmen wie erneute Zinssenkungen würden nicht funktionieren. Es ist wie bei einem Fahrer, der bei 200 km/h auf die Bremse tritt, um sein Auto zu stoppen, und dann feststellt, daß die Geschwindigkeit noch steigt.

Letzte Woche erklärten wir, daß die höheren Kosten für die Finanzierung von Staatsschulden infolge der höheren Zinsen die Verschuldung außer Kontrolle geraten lassen und den weltweiten Anleihemarkt an den Rand des Abgrunds bringen. In der Woche zuvor hatten wir gezeigt, wie die Banken, die große Mengen älterer Anleihen halten, zusätzlich zu den Verlusten durch die Konjunkturabschwächung Marktwertverluste dieser Anleihen anhäufen, die sie nicht mehr verbergen können.

Kurz, das Verhältnis zwischen der kumulierten Neuverschuldung als Folge der höheren Kosten des Geldes und der schrumpfenden Realwirtschaft hat einen Grenzwert erreicht, wie in Lyndon LaRouches berühmter „Kollapsfunktion“ beschrieben wird.

Diese Woche schlugen sowohl der IWF als auch das Haushaltsamt des US-Kongresses (CBO) Alarm. Auf der IWF-Weltbank-Tagung vom 9.-15.10. in Marrakesch warnte der IWF-Wirtschaftsberater und Direktor der Forschungsabteilung Pierre-Olivier Gourinchas nicht nur vor der prekären Schuldenlage der USA, sondern auch vor dramatisch zunehmenden Zahlungsausfällen von Unternehmen. Laut den Daten von S&P Global, die dies quantifizieren, waren die Zahlungsausfälle bei Unternehmen 2023 bis August und allein im Monat August höher als in jedem anderen Jahr seit der „Großen Rezession“ 2009. Bei Kreditkarten und Autokrediten liegen die Ausfälle in den Subprime-Kategorien jetzt bei 4-5%.

Der IWF-Direktor für fiskalische Angelegenheiten Vitor Gaspar wurde am 11.10. zitiert: „Bei unveränderter Politik ist die Schuldendynamik in den USA sehr ungünstig.“ (Das vom IWF propagierte Heilmittel ist jedoch schlimmer als die Krankheit: Die Banken sollen mehr fremdfinanzierte Kredite für grüne Projekte in Entwicklungsländern vergeben. Mit anderen Worten: mehr Schulden für unproduktive Investitionen.)

Das amerikanische Komitee für einen verantwortungsvollen Bundeshaushalt geht davon aus, daß die Zinssätze um einen Prozentpunkt höher bleiben als die Prognosen des CBO und sagt voraus, daß die Zinsausgaben im laufenden Haushaltsjahr über 800 Mrd.$ betragen werden, mehr als das Doppelte der 352 Mrd.$ 2021. Und im Jahr 2026 würden die Nettozinsausgaben des Staates 3,3% des BIP erreichen, den höchsten Wert aller Zeiten.

Mit Blick auf die Folgen für das Finanzsystem in den kommenden Wochen warnte der Vizevorsitzende für Aufsicht bei der Federal Reserve, Michael Barr, am 9.10., in einer großen Finanzkrise könnten die wirtschaftlichen Verluste der USA so groß werden wie ihr BIP.

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