Neue Optionen für die Kernenergie in Europa
Die schwedische Regierung veröffentlichte letzte Woche einen Fahrplan für den Bau neuer Kernkraftwerke – zwei bis 2035 und weitere acht bis 2045 -, wofür staatliche Kreditgarantien über 400 Mrd. Kronen (35 Mrd.€) vorgesehen sind. Der Plan soll zum 1. Januar in Kraft treten.
Die stellv. Ministerpräsidentin und Ministerin für Energie, Wirtschaft und Industrie Ebba Busch sagte: „Schweden schafft die Grundlagen, um wieder eine führende Atomenergienation und ein starker Faktor für die grüne Wende im Westen zu werden.“ Finanzministerin Elisabeth Svantesson stellte ihrerseits fest, der Staat werde dabei eine große finanzielle Rolle übernehmen. „Die letzten Jahre haben gezeigt, wie teuer es ist, die Atomkraft nicht auszubauen.“
Auch in Belgien hat die Regierungskoalition beschlossen, den Atomausstieg ihrer Vorgänger umzukehren. Die Reaktorblöcke Doel 4 und Tihange 3 sollten als die letzten von insgesamt sechs 2025 abgeschaltet werden. Nun werden sie zwar für ein gutes Jahr zur Modernisierung vom Netz genommen, sollen aber ab November 2026 insgesamt zehn weitere Jahre laufen. Ohne die Laufzeitverlängerung käme es Studien zufolge zu einer akuten Versorgungslücke.
Auch die Schweiz wird, wie wir letzte Woche berichteten, die Laufzeit ihrer vier Kernkraftwerke verlängern, die heute rund 40% des Stroms liefern. (SAS 46/23)
Solche rationalen Argumente können jedoch die grünen Ideologen in der deutschen Regierung nicht überzeugen. So hat Wirtschaftsminister Robert Habeck ein Angebot des Betreibers PreussenElektra zur Wiederinbetriebnahme des Kraftwerks Isar-2, eine der letzten drei am 15. April abgeschalteten Anlagen, rundweg abgelehnt. Der Betreiber hat angeboten, das Kraftwerk zu einem Preis von 60 € pro MWh weiter zu betreiben, weit unter dem aktuellen Marktpreis von 100-130 €. Die Wiederinbetriebnahme von Isar-2 würde etwa ein Jahr dauern, um Personal zu schulen, Genehmigungen einzuholen und neuen Brennstoff zu kaufen.