Lula belegt auf dem Pariser Finanzierunggipfel, warum der Westen versagt hat

Der brasilianische Präsident Lula da Silva hat mit seiner Rede auf dem Pariser Gipfel (s.o.) vom 22.-23.6. mehr als einen westlichen Teilnehmer verärgert. Die folgenden Auszüge vermitteln einen Eindruck.

„…Ich bin hierher gekommen, um darüber zu sprechen, wie wir neben der Klimafrage auch die Frage der globalen Ungleichheit ansprechen müssen. Es ist unmöglich, daß bei einem Treffen zwischen Präsidenten wichtiger Länder das Wort Ungleichheit nicht vorkommt: Ungleichheit beim Lohn, Ungleichheit bei der Rasse, Ungleichheit beim Geschlecht, Ungleichheit bei der Bildung, Ungleichheit bei der Gesundheit.

Mit anderen Worten: Wir leben in einer immer ungleicheren Welt, der Reichtum konzentriert sich zunehmend in den Händen weniger Menschen, und die Armut konzentriert sich in den Händen von immer mehr Menschen. Wenn wir nicht über dieses Problem der Ungleichheit reden und ihm nicht die gleiche Priorität einräumen wie dem Klimaproblem, dann können wir ein sehr gutes Klima haben und trotzdem werden in vielen Ländern der Welt weiter Menschen verhungern…

Oft verleihen Banken Geld und das geliehene Geld führt zum Bankrott des Staates. Das sehen wir derzeit in Argentinien. Auf denkbar unverantwortliche Weise hat der IWF einem Herrn (Mauricio Macri), der Präsident war, 44 Mrd. Dollar geliehen. Niemand weiß, was er mit dem Geld gemacht hat, und heute befindet sich Argentinien in einer sehr schwierigen wirtschaftlichen Situation, weil es nicht einmal Dollars hat, um den IWF zu bezahlen.

Ich erfuhr von einem Plan der Afrikanischen Union namens IFAD (Internationaler Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung). Es handelte sich um einen Plan, der 360 Mrd. Dollar an Investitionen in die Infrastruktur auf dem gesamten afrikanischen Kontinent vorsah. Wenn sich die entwickelte Welt entschlossen hätte, Unternehmen für den Aufbau der nötigen Infrastruktur für diesen Plan zu finanzieren, dann hätte Afrika bereits einen Qualitätssprung seiner Infrastruktur gemacht.

Gestern haben wir gehört, wie der Präsident des Kongo über den Kongofluß sprach. Soweit ich weiß, reicht der Kongofluß für den Bau von mindestens drei Itaipus, unserem (Brasiliens) größten Wasserkraftwerk, aber es gibt kein einziges, weil es kein Geld und keine Finanzierung gibt. Wir müssen auf internationaler Ebene aufhören, mit Ressourcen zu missionieren. ,Ah, ich werde dieser kleinen Sache hier und dieser kleinen Sache dort helfen‘, während wir in Wirklichkeit einen qualitativen Sprung brauchen. Investieren Sie in Strukturen, die das Leben von Ländern grundlegend verändern. Deshalb bin ich optimistisch hinsichtlich der Gründung der BRICS-Bank. Deshalb bin ich optimistisch in Bezug auf die Möglichkeit der Gründung der Bank des Südens. Deshalb bin ich optimistisch, daß wir über Währungen im Handel sprechen werden…

Manche Leute bekommen Angst, wenn ich sage, daß es notwendig ist, neue Währungen für den Handel zu schaffen. Ich weiß nicht, warum Brasilien und Argentinien in Dollar handeln müssen. Warum können wir das nicht in unseren eigenen Währungen tun? Ich weiß nicht, warum Brasilien und China nicht in unseren Währungen handeln können. Warum muß ich Dollars kaufen?“

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