Krise am Roten Meer und Suezkanal trifft Europas Volkswirtschaften

Das Mißverhältnis zwischen der realen Sicherheitsbedrohung durch die Huthis und der Störung der Weltwirtschaft durch die Krise am Roten Meer wirft die Frage auf, ob wir hier eine weitere Variante der „Nord-Stream-Taktik“ erleben. Wie bei der Sabotage der Nord-Stream-Gaspipeline, die unter Mitwirkung der NATO und anglo-amerikanischer Geheimdienste gesprengt wurde, ist Europa der große Verlierer, wenn man bedenkt, wieviel von seinem Außenhandel durch den Suezkanal läuft. 12% des Welthandels geht durch den Suezkanal, bei Erdöl 10%, Erdgas 8%, Containerverkehr sogar 30%. Nicht weniger als 40% des Handels zwischen Asien und Europa werden gewöhnlich über die Route abgewickelt, darunter große Mengen an Erdöl und Diesel, Lebensmittel wie Palmöl und Getreide und alles andere, was auf Containerschiffen transportiert wird, d.h. die meisten Industriewaren der Welt.

Nach Angaben des Chefs der Suezkanalbehörde, Osama Rabie, ist der Schiffsverkehr seit Jahresanfang gegenüber 2023 um 30% geschrumpft. Der Containerverkehr ging nach Angaben des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) um 66% zurück. Noch sind wir nicht wieder bei den Zuständen von 1869, vor dem Bau des Kanals, aber immer mehr Reedereien wählen die längere Route um das Kap der Guten Hoffnung, mit einer Verlängerung der Fahrzeit um zwei Wochen und viel höheren Kosten (150-250% mehr). Die Kosten für die Verschiffung eines 40-Fuß-Standardcontainers von China nach Nordeuropa sind laut IfW von 1500 auf 4000 Dollar gestiegen.

Für Schiffe, die noch den Kanal durchfahren, stiegen die Versicherungskosten um 400%. Schon vor Weihnachten hat sich der Satz laut American Journal of Transportation auf etwa 0,5% des Transportwertes erhöht, einen Monat zuvor waren es noch 0,1-0,2% gewesen. Für ein Schiff mit einem Wert von 100 Mio.$ kostet die Versicherung eine halbe Million Dollar pro Fahrt, wenn es die Routen im südlichen Roten Meer oder im Golf von Aden nimmt.

Ein Energie- und Versorgungsschock ist das letzte, was die europäischen Volkswirtschaften jetzt brauchen können, da ohnehin wegen des Wahnsinns der Sanktionen und der „grünen Wende“ die Deindustrialisierung droht. Wie in allen Kriminalgeschichten stellt sich die Frage: cui bono?

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