Kooperation zwischen China und Indien könnte die Welt verändern

Während die westlichen Regierungen in der vergangenen Woche, beflügelt durch den Last-Minute-Besuch von Präsident Biden in Europa (s.o.), mit Dringlichkeitsdiskussionen über die weltweite Durchsetzung ihrer „regelbasierten Ordnung“ beschäftigt waren, lief auch in Asien eine intensive Diplomatie, jedoch aus einer ganz anderen Perspektive, die sich im dichten Terminplan des chinesischen Staatsrats und Außenministers Wang Yi widerspiegelt. Es bestätigt sich, daß das unverhohlene Bestreben der NATO-Großmächte – schon lange vor dem Krieg in der Ukraine -, Rußland und letztlich China durch Finanzkrieg, extraterritoriale Sanktionen und Subversion in die Knie zu zwingen, viele Länder in Asien und Eurasien dazu treibt, neue Partnerschaften und neue Handels- und Währungsvereinbarungen zu konsolidieren.

Am 22.-23.3. war Wang Yi Ehrengast des Außenministertreffens der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIZ) in Islamabad, wo er zum Aufbau einer Sicherheits- und Entwicklungspartnerschaft zwischen China und den islamischen Ländern aufrief, die die Grundsätze der territorialen Integrität und Souveränität wahrt. China hat im Rahmen der Gürtel- und Straßen-Initiative (BRI) bereits Abkommen mit 54 islamischen Ländern für 600 Projekte geschlossen.

Von dort aus stattete Chinas Chefdiplomat Kabul einen Überraschungsbesuch ab, um mit führenden Vertretern der Taliban-Regierung die BRI zu erörtern, insbesondere die Aussicht auf eine Anbindung Afghanistans an den China-Pakistan-Wirtschaftskorridor (CPEC). In dieser Woche empfängt Peking Afghanistan und seine Nachbarländer zu einem dritten Regionaltreffen zur Förderung der Konnektivität für Stabilität in Afghanistan und gemeinsame Entwicklung in ganz Zentralasien.

Am 25.3. hielt sich Wang Yi zu einem inoffiziellen Besuch in Neu-Delhi auf, wo er mit Außenminister Dr. S. Jaishankar und dem nationalen Sicherheitsberater Ajit Doval zusammentraf. Dies war der erste Besuch eines hochrangigen chinesischen Beamten in Indien seit fast zwei Jahren, nachdem es zu Grenzkonflikten gekommen war. Wenn diese beiden bevölkerungsreichsten Nationen der Welt ihren historischen Konflikt überwinden und eine strategische und wirtschaftliche Zusammenarbeit eingehen können, würde dies ein enormes Wachstumspotential für die ganze Welt freisetzen.

Im Ukrainekonflikt forderten beide Seiten einhellig einen sofortigen Waffenstillstand und die Rückkehr zum Dialog. Sowohl Indien als auch China haben sich bei den beiden jüngsten UN-Resolutionen zur Verurteilung Rußlands der Stimme enthalten, beide verweigern eine Beteiligung an den westlichen Sanktionen und planen sogar eine Ausweitung des Handels mit Rußland, u.a. durch die Verwendung nationaler Währungen zur Umgehung des Dollarsystems.

Interessanterweise sagte die indische Regierung einen Tag vor Wangs unangekündigtem Besuch kurzfristig den geplanten Besuch einer Delegation britischer Unterhausabgeordneter in Neu-Delhi ab. Der unausgesprochene, aber offensichtliche Grund für diese Brüskierung ist, daß die Briten angekündigt hatten, die indische Regierung darüber zu belehren, warum sie sich der Verurteilung Rußlands anschließen müsse.

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