Italienische Regierungschefin treibt Mattei-Plan für Nordafrika voran

Bei ihren Besuchen in Algerien (23.1.) und Libyen (25.1.) legte die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni den ersten Baustein für ihren sog. „Mattei-Plan“ für Afrika. In Algerien wurden vier Absichtserklärungen zu den Bereichen Energie, Mittelstand und Raumfahrt unterzeichnet. In Libyen schlossen der italienische Energiekonzern ENI und sein libysches Pendant NOC ein 8-Mrd.-$-Geschäft zur Gasexploration.

Auch wenn Meloni edle Absichten verfolgte – daher der Verweis auf den italienischen Anti-Kolonialisten Enrico Mattei -, war ihr Hauptmotiv, wegen der Sanktionen Ersatz für russische Gaslieferungen finden zu müssen.

In ihrer Pressekonferenz mit dem algerischen Präsidenten Abdelmadjid Tebboune betonte Meloni, ihre Regierung „strebt eine Partnerschaft an, um die Wachstumsperspektiven zu verbessern, um Brücken zwischen den Ufern des Mittelmeers zu bauen und die Region zu stabilisieren, was für Italien und Europa von strategischer Bedeutung ist. Wir brauchen einen Mattei-Plan für Afrika, auf Augenhöhe mit den Ländern am Südrand des Mittelmeers, um Krisen in Chancen zu verwandeln.“

Ein faszinierender Aspekt ist, daß die italienische und die algerische Raumfahrtagentur eine Absichtserklärung über Zusammenarbeit bei Weltraumwissenschaft und -erkundung, Weltraumtechnologie, Erdbeobachtung und Bildung schlossen.

Was die Energieversorgung angeht, so hat Algerien mit 25 Mrd. m³, die durch die Transmed-Pipeline gepumpt werden, Rußland schon als größten Gasexporteur nach Italien abgelöst. Die Pipeline hat eine Kapazität von 30 Mrd. m³, Algerien könnte also kurzfristig nur 5 Mrd. m³ mehr liefern – vorausgesetzt, es kann das Gas fördern. Die beiden Länder schlossen eine Vereinbarung über den Bau einer zweiten Pipeline, deren Fertigstellung jedoch Jahre dauern wird. Rußland liefert also immer noch 11 Mrd. m³, die Italien anderweitig beschaffen will.

In Libyen wurde das Abkommen zwischen Rom und Tripolis von der Fraktion um General Haftar, die die Cyrenaica kontrolliert, umgehend verurteilt. Das verheißt nichts Gutes für die Zukunft.

Melonis Strategie gegenüber Algerien ist paradox, denn das Land ist mit Rußland verbündet und hat sich um die Aufnahme in die BRICS beworben. Zudem verfolgte Enrico Mattei, wie viele Beobachter anmerken, eine Politik der Freundschaft und Zusammenarbeit mit Rußland. Er schloß 1957, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, mit der Sowjetunion ein Öl-gegen-Technologie-Geschäft und drohte sogar mit Italiens Austritt aus der NATO, wenn die Konfrontationspolitik fortgesetzt würde. Die Regierung Meloni hingegen unterwirft sich feige der NATO-Politik und liefert u.a. moderne SAMP-T-Flugabwehrsysteme.

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