Indien verweigert Washingtons unipolarer Welt die Gefolgschaft

Am 3.3. fand eine Sondersitzung der Staats- und Regierungschefs der „Quad“-Gruppe – Australien, Indien, Japan, USA – per Videoschaltung statt. Washington wollte eine Einheitsfront bilden und in einer gemeinsamen Erklärung Rußland und seine Invasion in der Ukraine verurteilen, aber der indische Ministerpräsident Narendra Modi weigerte sich. Er forderte statt dessen ein Ende der Feindseligkeiten sowie diplomatische Bemühungen. Dem Außenministerium in Delhi zufolge bestand er darauf, daß sich die Vierergruppe weiter auf ihr Hauptziel „die Förderung von Frieden, Stabilität und Wohlstand im indopazifischen Raum“ konzentriert.

Am Tag zuvor hatte Indien in der UN-Vollversammlung die unverbindliche Resolution gegen Rußland wegen des Militäreinsatzes in der Ukraine nicht mitgetragen und sich mit 34 anderen Ländern der Stimme enthalten.

Diese unabhängige Haltung hat zur Folge, daß die US-Regierung, die sich für die „einzige Supermacht der Welt“ hält, enormen Druck auf Delhi ausübt. Sie droht sogar mit Sanktionen, weil Indien russische Waffen kauft. So erklärte der stellv. Außenminister für südasiatische Angelegenheiten, Donald Lu, am 3.3. vor dem US-Kongreß: „Die Regierung wägt ab, wie bedrohlich Indiens historisch enge militärische Beziehung zu Rußland für die Sicherheit der USA ist. Das ist eine Frage, die wir sehr genau prüfen, während die Regierung die umfassendere Frage prüft, ob sie Sanktionen im Rahmen von CAATSA verhängen oder auf diese Sanktionen verzichten soll.“

Das CAATSA-Gesetz, das 2017 im Zuge der Russiagate-Lügen über eine angebliche Moskauer Einmischung in die US-Wahl verabschiedet wurde, erlaubt es, Transaktionen mit dem russischen Verteidigungs- oder Geheimdienstsektor zu sanktionieren. Die Türkei wurde deshalb für den Kauf russischer S-400-Luftabwehrsysteme sanktioniert.

Gilbert Doctorow, einer der weltweit führenden Experten für russische Angelegenheiten, griff das Thema am 5.3. auf Antiwar auf. Die gemeinsame Erklärung von Putin und Xi Jinping vom 4.2. sei zwar wichtig, um Putin den Rücken zu stärken, damit er den Bestrebungen, NATO-Waffen an der russischen Grenze zu stationieren, entgegentreten kann, doch Putins früherer Besuch in Indien (6.12. 2021) sei ebenso bedeutsam. Premierminister Modi habe den Druck aus Washington ignoriert und mehr russische Rüstungsgüter, darunter das Luftabwehrsystem S-400, erworben.

Doctorow schreibt: „Ich möchte betonen, daß der Besuch in Indien für Moskau nicht weniger wichtig war als der Besuch in Peking. Während die Vereinigten Staaten in den letzten fünf Jahren immer größere Anstrengungen unternommen haben, sich von China abzukoppeln und eine Vielzahl militärischer, politischer und wirtschaftlicher Maßnahmen zu ergreifen, um die Volksrepublik China ,einzudämmen‘, haben sie sich ebenso große Mühe gegeben, Indien von seiner jahrzehntelangen Freundschaft mit Rußland abzubringen und Delhi in die Pläne für eine gegen die Volksrepublik China gerichtete ,indopazifische‘ Verteidigung einzubinden.“

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