Im Rückblick: Die NATO oder Churchills Traum von der britischen Hegemonie mit amerikanischer Unterstützung

Seit Tagen werden wir mit Berichten im Seifenopern-Stil über die Jubiläumsfeierlichkeiten von Queen Elisabeth und des Königshauses überschüttet. Da ist es nützlich, sich das wahre Wesen des Empire und seiner vielen Lakaien in Erinnerung zu rufen. Einen Aspekt schildert Stephan Ossenkopp vom Schiller-Institut in einem Gastkommentar in China Daily vom 1.6., „Die NATO bleibt ein imperialer Anachronismus“.

US-Präsident Biden habe kürzlich erklärt, eine „wiederbelebte NATO“ (mit Finnland und Schweden) würde über die Instrumente und Ressourcen und über die Klarheit und Überzeugung verfügen, um „die Welt zu führen“. Aber „wohin soll die NATO die Welt führen?“, fragt Ossenkopp.

Entgegen einer weit verbreiteten Meinung sei die NATO nicht als „Verteidigungsbündnis“ gegen einen „aggressiven Warschauer Pakt“ gegründet worden, sondern schon sechs Jahre zuvor, drei Jahre nach der berüchtigten Rede des britischen Premierministers Winston Churchill über den „Eisernen Vorhang“. Es werde fast nie erwähnt, daß der Premier in dieser Rede in Fulton/Missouri „zur Militarisierung der Vereinten Nationen aufrief“. Um Churchill zu zitieren: „Die Organisation der Vereinten Nationen muß sofort mit einer internationalen Streitmacht ausgestattet werden.“ Nur „eine Sonderbeziehung zwischen dem britischen Commonwealth und Empire und den Vereinigten Staaten“ könne einen Krieg sicher verhindern.

Der Plan sei also gewesen, so der Analyst des Schiller-Instituts, daß diese Weltorganisation „in der kulturellen Tradition des Britischen Empire, verbunden mit der militärisch-industriellen Stärke der USA“ die Zukunft bestimmt. Großbritannien und die USA „schlossen daraufhin ein dauerhaftes enges Verteidigungsbündnis, das weltweite Militärbasen zur gemeinsamen Nutzung vorsah und später die Grundlage für die Gründung der NATO bilden sollte“. Die Zeitung Chicago Sun sah darin richtigerweise eine „britische Weltherrschaft mit amerikanischen Waffen“, und mehrere US-Senatoren „lehnten den Gedanken ab, daß Washington das Erbe der britischen Kolonialpolitik antreten würde“.

Die UNO wurde nicht wie von Churchill gewünscht militarisiert, doch 1949 wurde die NATO gegründet. „Aber erst nach dem Beitritt Westdeutschlands im Jahr 1955 bildete die Sowjetunion mit acht osteuropäischen Ländern den Warschauer Pakt.“

Angesichts ihrer Expansion, so Ossenkopp weiter, „lag es in der Logik der NATO, sich nach dem Zerfall des Warschauer Paktes und der Sowjetunion 1991 nicht aufzulösen“, sondern in sechs Wellen weiter nach Osten zu expandieren. „Das aggressive und rücksichtslose Streben nach dem eigentlichen Ziel der NATO, der anglo-amerikanischen Vorherrschaft über die Welt, hat uns heute an den Rand des Dritten Weltkriegs gebracht.“

Abschließend stellt er fest, die Auflösung der NATO und „die Schaffung einer globalen Sicherheitsarchitektur, die den Sicherheits- und Entwicklungsinteressen aller Länder der Welt entspricht, ist zu einer Überlebensfrage der Menschheit geworden“.

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