Globale Staatsanleihen-Märkte kurz vor dem Zusammenbruch

Vergangene Woche wiesen wir auf die Folgen der Zinserhöhungen der Zentralbanken für das Bankensystem hin, insbesondere die Entwertung von Bankguthaben durch die höheren Renditen von Staatsanleihen. Dieser Renditeanstieg wird auf Inflationsängste und höhere Staatsverschuldung, d.h. ein größeres Angebot an Anleihen auf dem Markt, zurückgeführt – beides Folgen der Zentralbankpolitik.

Steigen die Anleiherenditen, sinkt der Marktpreis für bestehende Bankaktiva, und wie wir berichteten, haben die US-Großbanken bereits „nicht realisierte Verluste“ (d.h. was sie beim Verkauf der Anleihen verlieren würden) von über eine halbe Bio.$. Hinzu kommen die Verluste durch das Schrumpfen der Realwirtschaft.

Goldman Sachs warnt in einem Rundbrief an Abonnenten vom 3.10. vor den Folgen des weltweiten Ausverkaufs von Anleihen: „Ein starker Anstieg der langfristigen Zinssätze in Verbindung mit wachsenden Defiziten und zunehmenden fiskalischen Unstimmigkeiten im Kongreß werfen erneut die Frage nach der Nachhaltigkeit der steigenden staatlichen Zinskosten auf.“

Das ist im Bankenjargon ausgedrückt die Warnung, daß das System an sein Ende kommt. Der italienische Finanzanalyst Mauro Bottarelli übersetzte es so: „Wir sind am Punkt der Abrechnung mit der wunderbaren Welt des ewigen QE“ (Gelddruckens). Die Botschaft laute: „Die Fed muß zur Monetarisierung des von Goldman aufgedeckten großen Spielkasinos zurückkehren und auf das Verhältnis zwischen Schulden und Defizit in den USA reagieren.“

Die US-Renditen hätten an einem einzigen Tag die Schulden um 275 Mrd.$ erhöht, der US-Schuldenberg wachse nun jeden Monat um eine Billion. „Wenn die Alternative der totale Zusammenbruch der Aktien- und Anleihemärkte ist, glauben Sie dann immer noch, daß Inflation ein Problem ist?“ Wir stünden wieder kurz vor „Monetarisierung von Schulden, der direkten Finanzierung des Defizits und einer Politik der Renditekontrolle mit Käufen, die jeden Rest von Preisfindung und fairem Wert zunichte machen. … Es kommt der Abschleppwagen der globalen Gelddruckerei, um Regierungen, Banken und Zombie-Unternehmen zu retten.“ Genau davor hat EIR gewarnt, seit die Zentralbanken ihre „quantitative Straffung“ begannen.

Einen Tag später, am 4.10., bezeichnete Goldman Sachs den Ausverkauf der italienischen Anleihen als „Bruchlinie“ in der Eurozone. „Dies fiel mit einer Verschlechterung der fiskalischen Fundamentaldaten in Italien zusammen, wobei die Schuldenquote in den kommenden Jahren wahrscheinlich ansteigen wird.“

Schuld an diesem Anstieg ist jedoch auch eine Schuldenfalle der EU, in Form der berühmten „Rettungsfonds-Kredite“. Italien wurden 191 Mrd. € an Krediten und Zuschüssen zugewiesen, davon hat es bisher 35,6 Mrd. € (nur Kredite) erhalten. Da die Regierung eine Aufstockung des Dreijahreshaushalts um 38,5 Mrd.€ angekündigt hat, ist es offensichtlich, daß die „Verschlechterung der Haushaltsgrundlagen“ zumindest teilweise auf die neuen Schulden bei der EU zurückzuführen ist.

Die Vorgängerregierungen (Conte-2 und Draghi), die das Geld geliehen hatten, können nicht einmal behaupten, daß es für produktive Investitionen verwendet wurde: Das italienische „Konjunkturprogramm“ hat laut eigenen Berechnungen der Regierung einen kumulativen Multiplikator von 0,9! Mit anderen Worten, während die EU lautstark Chinas nichtexistente Schuldenfalle anprangert, hat sie ihren eigenen Mitgliedsländern eine riesige Schuldenfalle gestellt.

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