EU-Malthusianer sorgen sich nicht um den Hunger, sondern um „zuviel“ Nahrungsmittelproduktion

Der militärische Konflikt zwischen der Ukraine und Rußland, zwei Ländern, die zusammen 29% der weltweiten Weizenexporte liefern, hat ein gewisses Bewußtsein für die Unsicherheit der weltweiten Nahrungsmittelversorgung und die Gefahren der Importabhängigkeit geweckt. In der EU herrscht zwar noch keine Knappheit, aber die Kosten steigen rapide. Die Preisexplosion für fossile Brennstoffe verteuert die Lebensmittelproduktion, insbesondere die Kosten für Düngemittel, Pestizide, Verpackung und Transport. Während die Europäer in der Lage sein mögen, die Rechnung zu bezahlen, steuern die Entwicklungsländer auf Hungerunruhen und politische Umwälzungen zu.

Die EU-Kommission gibt zwar zu, daß sie in den nächsten 12-18 Monaten eine weltweite Nahrungsmittelkrise befürchtet, bleibt aber dennoch bei ihrem Programm „Vom Hof auf den Tisch“, mit dem Ziel einer Verringerung des Einsatzes von Pestiziden um 50% und von Düngemitteln um 20% sowie einer Erhöhung des Anteils der Biolandwirtschaft von derzeit 9% auf 25% der landwirtschaftlichen Nutzfläche – dies alles bis 2030. Die Kommission verabschiedete jedoch am 23.3. einige Unterstützungsmaßnahmen für Landwirte, darunter eine zeitlich begrenzte Ausnahmeregelung, die den Anbau für Lebens- und Futtermittelzwecke auf brachliegenden Flächen bei vollem Ausgleich der „Greening“-Zahlungen (Stillegungsprämie) für Landwirte erlaubt. Dies soll die Produktionskapazitäten trotz der begrenzten Verfügbarkeit von fruchtbarem Land erweitern. (Soweit die Landwirte sich die überhöhten Preise für Dünger und Treibstoff leisten können!)

Selbst diese zaghafte Maßnahme löst „grüne“ Hysterie aus. Bereits am 18.3., also fünf Tage zuvor, veröffentlichte das Potsdamer Klimainstitut PIK – berüchtigt für die Vorschläge von Hans Joachim Schellnhuber – einen Aufruf von 400 Wissenschaftlern, der eine Produktionssteigerung ausdrücklich ablehnt, sondern sogar eine Änderung der Ernährungsgewohnheiten fordert! Es gebe trotz des Krieges mehr als genug Nahrung, um die Welt zu ernähren, behauptet eine der Autorinnen, Sabine Gabrysch. Das PIK ruft dazu auf, in Europa weniger Fleisch und andere tierische Produkte zu konsumieren, weniger Stickstoffdünger zu verwenden und weniger Lebensmittel zu verschwenden.

In einem sophistischen Gastkommentar in Le Monde vom 31.3. argumentiert eine Gruppe von Spezialisten für Welternährungssicherheit und internationale Märkte ähnlich. Die „industrielle Landwirtschaft“ verbrauche viel zuviel Dünger und fossile Brennstoffe. Sie behaupten, eine Steigerung der Erzeugung in Europa würde „die Nahrungsmittelkrisen in Afrika und im Nahen Osten nicht verhindern“, obwohl viele Landwirte und Politiker eine Mitverantwortung für die Ernährung dieser Länder sehen. Sie verlieren kein Wort über den Energie-, Wasser- und sonstigen Infrastrukturbedarf der armen Länder, sondern raten lediglich Nationen, die Lebensmittel importieren, die heimische Produktion auszubauen.

In einem Punkt haben sie allerdings recht: Es wird viel zu viel Pflanzenöl für die Herstellung ineffizienter Biokraftstoffe verschwendet…

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