Ein menschengemachter Tsunami trifft die deutsche Industrie

Der Einkaufsmanagerindex (Markit PMI/S&P Global) mißt das Aktivitätsniveau der Einkaufsmanager im verarbeitenden Gewerbe. Ein Wert über 50 steht für Expansion, ein Wert darunter für Schrumpfung. Der PMI für Deutschland liegt seit zwölf Monaten mit einigen Schwankungen unter 50. Und die Anfang Dezember veröffentlichten neuen Daten sind noch schlechter als die Prognosen und bestätigen, daß die deutsche Industrie weiterhin tief in der Rezession steckt: Verarbeitendes Gewerbe: 43,1 (Prognose 43,2; Vormonat 42,6); Dienstleistungen: 48,4 (Prognose 49,8; Vormonat 49,6). Gesamtindex: 46,7 (Prognose 48,2; Vormonat 47,8).

Auch das staatlich geförderte Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat seine Prognosen für das kommende Jahr nach unten korrigiert. Es erwartet statt einem Wachstum von 1,2% nur noch die Hälfte, 0,6%. Doch ohne eine 180-Grad-Umkehr in der Wirtschaftspolitik steht das Schlimmste noch bevor.

Die Nachrichten über die Einstellung industrieller Aktivitäten in Deutschland infolge der sanktionsbedingten Energiekrise und der grünen Politik klingen wie Kriegsberichte. Die Opfer sind oft Weltmarktführer und Traditionsunternehmen. Besonders betroffen ist die Autoindustrie, die heute 40% weniger produziert als 2019. Einige Meldungen der ersten beiden Dezemberwochen ergeben ein eindeutiges Bild:

Volkswagen: der größte Automobilhersteller der Welt, baut mehrere hundert Stellen in Sachsen ab. Ein Unternehmenssprecher kündigte an, daß die Arbeitsverträge von mehr als 500 Beschäftigten nicht verlängert werden. Befristete Verträge waren bereits im vergangenen Jahr ausgelaufen. Als Grund nannte VW das Ende der Produktion der E-Modelle Cupra Born und ID.3. Der Absatz war so schlecht, daß sie nicht mehr produziert werden.

Bosch: der weltgrößte Automobilzulieferer, will in den nächsten beiden Jahren an zwei Standorten in Baden-Württemberg mindestens 1500 Stellen abbauen. Bosch hat wie andere Unternehmen der Automobilbranche viel Geld in E-Mobilitätstechnologien investiert und muß nun aufgrund der schwachen Nachfrage nach E-Autos Verluste hinnehmen.

ZF: der Fahrzeugkomponenten- und Getriebe-Riese (150.000 Beschäftigte weltweit) hat die Schließung seiner Werke in Gelsenkirchen zum Jahresende angekündigt. 200 Arbeitsplätze werden gestrichen, Tausende sind gefährdet.

Heinze: Zulieferer aus Herford, ist wegen Produktionskürzungen u.a. bei Porsche und BMW insolvent.

Yanfeng: das Werk des Automobilzulieferers in Lüneburg wird über 200 der 570 Beschäftigten entlassen.

Umeta: Weltmarktführer bei Abschmiertechnik, steht unter der Aufsicht eines Insolvenzverwalters. Seit fast hundert Jahren werden dort Maschinenteile hergestellt, Umeta erhielt zuletzt immer weniger Aufträge.

Beuttenmüller: der traditionsreiche Modell- und Prototypentwickler, stellt zum Jahresende den Geschäftsbetrieb ein. Bittere Nachricht für die Belegschaft: 70 von ihnen werden vor Weihnachten entlassen.

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