Ehemaliger UNODC-Chef zu EIR: Mein Plan könnte Opium in Afghanistan ausrotten

Eine dringende Aufgabe beim Wiederaufbau der afghanischen Wirtschaft ist die Beseitigung der Opiumplantagen, die heute 80 % des weltweiten Heroins liefern. Pino Arlacchi, früherer Direktor des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) von 1997–2002, erklärte gegenüber EIR telefonisch, Afghanistan könnte heute mit der Hilfe Chinas seine Opiumproduktion eliminieren, indem es einen Plan umsetzt, den er bereits 2010 der Europäischen Union vorgeschlagen hatte, zumal Afghanistan heute über weitaus mehr Ressourcen verfüge als in der Vergangenheit. Angesichts der Öffnung der Taliban gegenüber China für den Wiederaufbau des Landes ist er überzeugt, daß Beijing dazu beitragen könnte, den Plan, der fünf Jahre für die Ausmerzung des Drogenanbaus und weitere fünf Jahre Konsolidierung vorsieht, wieder in Gang zu bringen.

2010 hatte Arlacchi, der ins Europaparlament gewählt worden war, vorgeschlagen, eine afghanische Behörde mit europäischer technischer Unterstützung zu schaffen, eine Idee, die von der afghanischen Regierung Karzai unterstützt wurde. Die Agentur sollte mit 100.000$ jährlich finanziert werden und die Aufgabe haben, den Opiumanbau innerhalb von fünf Jahren durch alternative Entwicklungsprogramme für Bauern auszurotten, aber das Europäische Parlament lehnte dies ab. Arlacchi hatte auch einen Plan mit dem damaligem Direktor der russischen Anti-Drogen-Behörde Viktor Iwanow ausgearbeitet, wobei Moskau bereit war, den Vorschlag mitzufinanzieren, aber die EU lehnte ihn ab.

Im Oktober 2001, als die USA den Krieg in Afghanistan begannen, war dort die Drogenproduktion dank eines erfolgreichen Plans, den Arlacchi an der Spitze des UNODC in Zusammenarbeit mit den Taliban-Behörden umsetzte, so gut wie ausgemerzt worden. Nach der US-geführten Invasion schossen die Opiumplantagen wieder wie Pilze aus dem Boden.
In einem Interview mit der Juni/Juli 2006-Ausgabe von 30 Days erklärte Arlacchi, Afghanistan habe im Jahr 2000 kurz davor gestanden, von der Liste der Länder, die illegal Opium produzieren, gestrichen zu werden – dank des internationalen Drucks, der auf die Taliban ausgeübt wurde.

„Mein Büro hatte die Taliban durch viele Koran-Experten mit der eindeutigen Tatsache konfrontiert, daß Opium ein Rauschmittel ist, welches ihre Religion wie alle anderen Rauschmittel verbietet. Die Taliban sind religiös, aufrührerisch, fundamentalistisch, aber selbst wenn man alles mögliche Schlechte über sie sagen kann, kann man nicht sagen, daß sie dem Drogenhandel zugeneigt sind. Sie betreiben ihn nur als notwendiges Übel, um sich zu finanzieren. Die Ergebnisse, die wir vor Ort sahen, waren, daß 2001 ohne ein Blutbad und mit einem Minimum an Zwang die Bauern in den von den Taliban kontrollierten Gebieten, also auf 90 % des afghanischen Territoriums, kein Opium mehr anbauten. Es blieben nur ein paar Plantagen in den von der Nordallianz kontrollierten Gebieten.“
Die Nordallianz, die von ausländischen Staaten unterstützt wurde, hatte keine religiösen Skrupel, erläutert Arlacchi, aber ihr Kommandeur Ahmad Schah Massud war bis zu einem gewissen Grad zur Kollaboration bereit. Aber dann „wurde Massoud zwei Tage vor dem 11. September von Al-Kaida getötet“.

Mit der US/NATO-Invasion kamen Warlords an die Macht und nahmen die Opiumproduktion wieder auf, um Einnahmen zu generieren. Infolgedessen stieg die Zahl der Familien, die Opium anbauen, von 30.000 im Jahr 2001 auf 350.000 im Jahr 2006, und der Opiumpreis schoß von 30 auf 400 $ pro Kilogramm in die Höhe. Das bedeutet, daß das Substitutionsprogramm heute teurer geworden ist, aber wie Arlacchi betont, ist es immer noch ein Bruchteil von dem, was der Krieg gekostet hat.

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