Die Sicht eines amerikanischen Nahost-Experten

Chas Freeman ist ein hochrangiger US-Diplomat im Ruhestand, der während seiner 30jährigen Dienstzeit u.a. Botschafter in Saudi-Arabien war. Am 9.10. führte Mike Billington vom Executive Intelligence Review (EIR) ein Interview mit ihm zur Lage in Südwestasien, es folgt ein kurzer Auszug.

„Wir beobachten in unserer [US-]Presse eine beunruhigende Tendenz, eine iranische Leitung dieses Krieges zu erfinden – daß der Iran die Hamas irgendwie zu den Angriffen angestiftet hat. Ich halte das für völlig falsch und sehr gefährlich, denn es könnte benutzt werden, um einen israelischen oder amerikanischen Angriff auf den Iran zu rechtfertigen, den wir ja seit Jahren androhen.

Tatsache ist, daß die Palästinenser an einem Punkt angelangt sind, an dem viele von ihnen das Gefühl haben, daß sie nichts mehr zu verlieren haben. Dieser Angriff war ein Akt der Verzweiflung und kam aus heiterem Himmel. Ich vergleiche ihn mit der Tet-Offensive in Vietnam, mit der Ziele erreicht wurden, die sich vorher niemand vorstellen konnte. Sie überzeugte nämlich die breite Öffentlichkeit davon, daß die bisherige Politik gegenüber Vietnam zum Scheitern verurteilt war. Und sie führte schließlich zu einem Rückzug der Vereinigten Staaten aus Vietnam.

Ich denke, daß die Hamas auf dem Schlachtfeld entscheidend verlieren wird, aber sie könnte den Krieg gewinnen, insbesondere wenn Israel seine Drohung wahr macht, den Gazastreifen so zu dezimieren wie Dresden im Zweiten Weltkrieg.

Ich denke, dieser völkermörderische Akt würde viele Menschen gegen Israel mobilisieren, die noch unentschlossen waren. Es ist also ein sehr wichtiger Moment in der Geschichte des Nahen Ostens und in der US-Politik gegenüber diesem Land.“

Das vollständige Interview wird in der kommenden Ausgabe von EIR veröffentlicht.

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