Der Krieg gegen die Inflation: nie begonnen und schon wieder vorbei

Die Mai-Daten für die Eurozone zeigen, daß die Inflation weiter steigt: In Deutschland, der größten Volkswirtschaft der EU, liegt sie jetzt bei jährlich 8,9%. Wie unsere Leser wissen, begann die Inflation lange vor dem Krieg in der Ukraine und ist auf die Geldpolitik der Zentralbanken zurückzuführen. Man würde also erwarten, daß in den Zentralbanken die Alarmglocken schrillen und die Geldpolitik gestrafft wird. Aber nein, die EZB signalisiert, daß sie die Zinssätze „neutral“ halten werde, und Vertreter der Federal Reserve reden von Wiederaufnahme der Quantitativen Lockerung (QE) im September.

In einer langen Erklärung auf dem EZB-Blog am 23.5. gab Christine Lagarde bekannt, daß die Bank das Pandemie-Ankaufprogramm PEPP beendet habe und das Wertpapier-Kaufprogramm APP im 3. Quartal auslaufe, ließ aber die Frage einer Umschuldung dieser Vermögenswerte offen. Was die Zentralbankzinsen angeht, bekundete die EZB die Absicht einer Erhöhung, und die Märkte haben Preise und langfristige Zinssätze angepaßt. Sie erklärte jedoch ausdrücklich, eine Zinserhöhung sei in der gegenwärtigen Lage keine Straffung der Geldpolitik, sondern eher eine Anpassung Richtung Neutralität. Weitere Entscheidungen hingen von der Inflationsentwicklung ab.

Was die Federal Reserve anbelangt, so sagte einer ihrer öffentlichen „Signalgeber“, der Präsident der Fed von Atlanta, Raphael Bostic, in einer Rede am selben Tag, nach zwei weiteren Zinserhöhungen um einen halben Punkt werde die Fed im September wohl eine „Pause“ bei der Straffung einlegen. Bostic hatte sich in letzter Zeit als „Zinsfalke“ geoutet, deshalb nahmen die Wall-Street-Kommentatoren seine Äußerung zum Anlaß, ein erneutes QE-Gelddrucken spätestens im Herbst anzukündigen. Die Märkte wetten bereits darauf.

Das am 25.5. veröffentlichte Sitzungsprotokoll der Fed belegt zwar das Vorhaben einer zweifachen Zinserhöhung, aber gleichzeitig heißt es, die Fed gehe davon aus, daß die Inflation 2023 nicht mehr ansteige und sich 2024 „normalisiert“.

Was steckt hinter diesem „Kommando zurück“ der Zentralbanken? Wie Lyndon LaRouche immer betont hat: Innerhalb des gegenwärtigen bankrotten Systems haben die Zentralbanken keine andere Wahl als endlose hyperinflationäre Rettungsaktionen. Deshalb ist nach der Jahrestagung der Zentralbanken in Jackson Hole (25.-27.8.) mit einer erneuten Geldmengenausweitung zu rechnen. Kurz nach dem Treffen von Jackson Hole 2019 hatte die Fed die jüngste Phase der Liquiditätsausweitung eingeleitet, indem sie den Interbankenmarkt übernahm und insgesamt mehr als 32 Bio.$ an Krediten hineinpumpte.

Jetzt platzen die Aktien- und Immobilienblasen. Außerdem führt die Inflation dazu, daß viele Produzenten ihre Produktion einstellen und die Haushalte ihre Ersparnisse aufbrauchen, so daß sich erneut das systemische Dilemma stellt: Soll man einen totalen Zusammenbruch der Wirtschaft riskieren, um die Inflation zu bekämpfen, oder soll man die Liquidität ausweiten, wohl wissend, daß das die Hyperinflation beschleunigt?

Wie LaRouche sagte, gibt es im gegenwärtigen System keinen Ausweg – der liegt nur in Konkurssanierung, Bankentrennung und neuen Krediten für produktive Investitionen.

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