Der Globale Süden verweigert sich Bidens „globaler Koalition“

Je mehr der Westen darauf besteht, der ganzen Welt seine „regelbasierte Ordnung“ und Kriegspolitik aufzuzwingen, desto mehr wächst der Widerstand, nicht nur der Supermächte China und Rußland, sondern besonders im sog. „Globalen Süden“. Diese Realität läßt sich nicht länger ignorieren, sogar von Bollwerken des westlichen Establishments. Nur einige Beispiele:

* Das zweitägige Treffen der G20-Finanzminister und -Zentralbankchefs in Indien endete am 25.2. ohne Kommuniqué, weil man sich nicht auf die von den USA geforderte Verurteilung Rußlands für die „Invasion“ in der Ukraine einigen konnte; Indien wollte neutrale Begriffe wie „Krise“ oder „Herausforderung“ verwenden. Ministerpräsident Modi hatte gleich zu Beginn betont, der Schwerpunkt liege darauf, Nahrung, Energie, Industrie, Wasser, Gesundheitswesen usw. für „die Schwächsten“ auf der Welt bereitzustellen.

* Auch wenn 143 Länder für eine UN-Resolution stimmten, die Rußlands Annexionen in der Ukraine verurteilt, haben sich nur 33 den USA und der NATO mit Sanktionen gegen Rußland angeschlossen. Diese Zahlen werden in einem Beitrag in der Washington Post vom 22.2., „Eine globale Trennlinie beim Ukrainekrieg vertieft sich“, hervorgehoben. Die Autorin Liz Sly zitiert Äußerungen von Menschen aus Indien, Ägypten und Südafrika, die erklären, warum es im Globalen Süden keine Unterstützung für eine Isolierung Rußlands gibt. Sie schließt: „Die Welt steht nicht geschlossen hinter den USA, der Versuch, Putin zu isolieren, ist gescheitert.“

* Der European Council on Foreign Relations (ECFR) stellt in einer neuen Studie fest, der Westen stehe vielleicht mehr denn je geeint hinter der Politik des Kalten Krieges und dem Primat des Kampfes „zwischen Demokratie und Autoritarismus“, aber „das Paradox ist, daß diese neugefundene Einheit mit der Entstehung einer post-westlichen Welt zusammenfällt. Der Westen zerfällt nicht, aber seine Konsolidierung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem andere Mächte nicht einfach tun werden, was er will“. Die neokonservative Washington Post berichtete über die Studie in einem Artikel von Ishaan Tharoor mit dem Titel „Biden sammelt den Westen, aber was ist mit dem Rest?“

* Der Economist, die Stimme der Londoner City, ist sehr besorgt, daß die nichtwestliche Welt Chinas Friedensplan für die Ukraine unterstützen wird. Am 20.2., einige Tage vor der Veröffentlichung des Plans, kritisierte er Pekings Position unter der Überschrift „Wenn China sich mit Rußland verbündet, wird es einen Weltkrieg geben“ (ein Zitat von Präsident Selenskyj). Dort heißt es: „Chinas Argument, die Länder sollten sich auf Wirtschaftswachstum und Armutsbekämpfung statt auf Menschenrechte konzentrieren, findet unter den Entwicklungsländern Anklang. Das gleiche gilt für Chinas Darstellung des Krieges als jüngstes Beispiel einer vom Westen inspirierten globalen Unordnung, die die Lebensmittel- und Energiepreise in die Höhe treibt.“

Print Friendly, PDF & Email