China reagiert auf US-Sanktionen mit Investitions- und Technologieschub

Angesichts des feindseligen internationalen Umfelds hat die chinesische Führung einen vernünftigen Ansatz zur Sicherung des Wirtschaftswachstums gewählt. Die Investitionen in große Infrastruktur- und Industrieprojekte werden erhöht, um privates Kapital zu aktivieren, Arbeitsplätze zu schaffen und den Konsum anzukurbeln. Laut Global Times stiegen im Jahr 2022 die Anlageinvestitionen um 5,1% und die Infrastrukturinvestitionen um 9,4%.

Ein Großprojekt ist der Ausbau der Halbleiterproduktion und der Forschung an integrierten Schaltkreisen. Die Regierung stellt die enorme Summe von einer Billion Yuan (143 Mrd.$) über fünf Jahre bereit, hauptsächlich über Subventionen und Steuergutschriften. Das Projekt, das im Oktober erstmals ins Gespräch gebracht wurde, spiegelt Chinas Einschätzung des eigenen Bedarfs wider, ist aber auch eine Reaktion auf die drakonischen Sanktionen, die von der Regierung Biden am 7.10. 2022 verkündet und im Dezember ausgeweitet wurden.

Das Sanktionspaket verbietet nicht nur den Verkauf von US-produzierten fortschrittlichen Halbleitern nach China, sondern auch von integrierten Schaltkreisen/Chips, die in anderen Ländern mit Hilfe von US-Vorleistungen (Produkte oder Software) hergestellt wurden – was die meisten Hersteller weltweit betrifft. Und die Verbote gelten auch für die Hersteller von Ausrüstung zur Chip-Produktion. So stellt z.B. das niederländische Unternehmen AMSL die extrem ultravioletten Lithographiemaschinen her, die für den Druck moderner Computerchips benötigt werden (Kosten pro Maschine bis zu 200 Mio.$). China hatte eine Maschine von AMSL bestellt, aber Washington sabotierte dies.

Die Biden-Administration behauptet, die beispiellos harten Maßnahmen seien erforderlich zum „Schutz der nationalen Sicherheit der USA“. Aber man hat offenbar nicht verstanden, wie Chinas dirigistische Wirtschaft tatsächlich funktioniert (obwohl sie auf demselben Modell basiert, das seinerzeit Amerika in ein industrielles Kraftzentrum verwandelte und die europäischen Nachkriegswirtschaften wieder aufbaute). Peking ist nun auf dem Weg, Weltmarktführer bei integrierten Schaltkreisen zu werden, so wie schon in der Stahlerzeugung und bei Hochgeschwindigkeitsbahnen und ähnlich wie in der Raumfahrt.

Die beiden Hauptbestandteile des 143-Mrd.-$-Pakets zur Unterstützung der Hersteller sind eine Befreiung von der Körperschaftssteuer bis zu zehn Jahre, damit Mittel zur Modernisierung der Produktion verwendet werden können, und Subventionen für Firmen, die inländische Halbleiterausrüstung kaufen.

2015 produzierte China nur 10% der im Inland verbrauchten Chips selbst. 2022 lag der Anteil nach Schätzungen zwischen 26% und über 30%. Das Ziel ist bis 2025 ist ein Anteil von 70%. Derzeit können die Chinesen noch nicht so dünne Chips herstellen wie TSM aus Taiwan, der weltweit größte Mikrochip-Hersteller, aber sie arbeiten an der Entwicklung der nötigen Technologie.

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