BRICS erwägen Gründung einer unabhängigen Getreidebörse

Rußland hat im Rahmen seines Vorsitzes der BRICS-Plus 2024 ehrgeizige Pläne, wie Außenminister Sergej Lawrow auf einem Treffen der Partei „Einiges Rußland“ am 16.4. in Moskau darlegte. Lawrow zufolge stehen drei Hauptbereiche im Mittelpunkt: „Politik und Sicherheit, Wirtschaft und Finanzen sowie kulturelle und humanitäre Kontakte.“ Darüber hinaus gelte besondere Aufmerksamkeit der harmonischen Einbindung der fünf Länder, die den BRICS am 1.1. beigetreten sind: Ägypten, Äthiopien, Iran, Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate.

Neben der Suche nach einer sinnvollen Alternative zum westlichen Finanzsystem ist die Landwirtschaft ein wichtiges Anliegen der Mitgliedsländer. Auf der Eröffnungssitzung der BRICS-Arbeitsgruppe für Landwirtschaft, die Anfang März per Videokonferenz stattfand, hatte Rußland einen Vorschlag zur Gründung einer Getreidehandelsplattform für die Gruppe vorgelegt, der offenbar gut aufgenommen wurde.

Die Initiative stammte vom Verband der Getreideexporteure. In einem Schreiben an das russische Landwirtschaftsministerium wies dieser darauf hin, daß die BRICS-Staaten zwar wichtige Teilnehmer am globalen Getreidemarkt seien, aber „nicht in vollem Umfang an der Preisbildung für wirtschaftlich grundlegende und für die Ernährungssicherheit wichtige Produkte wie Weizen, Gerste und Mais teilnehmen können, deren Weltmarktpreise in Drittländern festgelegt und häufig manipuliert werden“ – womit hauptsächlich die Warenbörse in Chicago gemeint ist. Die Transaktionen werden meistens in Dollar abgerechnet.

Bei dem Moskauer Treffen am 16.4. erklärte Lawrow zudem, es sei wichtig, „die Rolle der BRICS-Staaten in den Währungs-, Finanz- und Handelssystemen zu stärken, die Zusammenarbeit zwischen den Banken auszubauen und die Verwendung ihrer nationalen Währungen im gegenseitigen Handel auszuweiten…“ Er fügte hinzu, nicht alle wären über solche Initiativen der BRICS glücklich, weil diese letztlich die derzeit vom Westen kontrollierten „Mechanismen der Globalisierung“ gefährden.

Zur Gefahr der Abhängigkeit anderer Länder vom kollabierenden westlichen Finanzsystem äußerte sich auch der Vorsitzende der Staatsduma, Wjatscheslaw Wolodin, am 16.4. in seinem Telegram-Kanal. Er argumentierte, das Platzen der US-Schuldenblase sei die unmittelbare Ursache für alle Angriffskriege des Westens auf der Welt. „Um seine Hegemonie aufrechtzuerhalten, haben sie einen Krieg in der Ukraine begonnen und opfern die Wirtschaft der Europäischen Union. Aber damit nicht genug. Jetzt provozieren sie erneut eine militärische Eskalation, diesmal im Nahen Osten. Washington wird immer mehr militärische Konflikte heraufbeschwören, um zu versuchen, den Bankrott hinauszuzögern.“