Attentat bei Moskau: Cui bono?

Mit der Ermordung von Darja Dugina, der Tochter des bekannten russischen Ideologen Alexander Dugin, durch eine Autobombe am 21.8. wurde eine rote Linie überschritten – ein Mord an einer zivilen Persönlichkeit am Rande der russischen Hauptstadt.

Es wurde berichtet, daß eigentlich Darjas Vater in dem Auto hätten sitzen sollen, doch laut TASS war Dugina das Ziel. Die meisten westlichen Medien bezeichnen Alexander Dugin als „Putins Gehirn“ oder „Putins führenden Ideologen“, aber das ist Propaganda, die dem russischen Präsidenten unterstellen soll, Dugins radikale Ansichten über einen „großrussischen Raum“ zu teilen. Der bekannte französische Politologe Pascal Boniface vertritt die weitverbreitete Ansicht, daß „Dugin nicht Putins Mentor war, ihm aber nahe stand und seine Politik unterstützte“. Anders als Putin hat Dugin die vollständige Annexion der Ukraine gefordert, um sie in ein ethnisch reines „Neurußland“ zu integrieren.

Der russische Föderale Sicherheitsdienst (FSB) erklärte am 22.8. gegenüber TASS, der Mord sei vom ukrainischen Geheimdienst geplant und von der Ukrainerin Natalia Wowk verübt worden, die dann nach Estland geflohen sei. Am nächsten Tag erklärte Außenminister Lawrow: „Der FSB hat bereits die Fakten festgestellt, die nun untersucht werden“. Die Sprecherin des Außenministeriums Maria Sacharowa warnte, sollte sich eine Verbindung zu Kiew bestätigen, sei das Regime für „Staatsterrorismus“ verantwortlich, während die ukrainische Regierung jegliche Verwicklung in die Tat bestreitet. Der Sprecher des US-Außenministeriums Ned Price erklärte, daß die USA jegliche Angriffe auf Zivilisten verurteilen, und verwies auf die offizielle Antwort Kiews.

Le Monde zufolge wird das Attentat Putin „unter Druck des ultranationalistischen Lagers“ setzen. France 24 zitiert Stephen Hall, Experte an der britischen Universität Bath, dieser Teil des politischen Spektrums Rußlands „wird in Aufruhr sein und immer wieder behaupten, daß Wladimir Putin nichts tut, um Rußlands Größe wiederherzustellen“.

Der ehemalige Generalstabschef der italienischen Luftwaffe und Präsident der IKSR-Stiftung, Gen. Leonardo Tricarico, will sich keinen Vermutungen über die Hintergründe des Angriffs anschließen, bekräftigte aber seine Hoffnung, daß die Feindseligkeiten so bald wie möglich beendet werden. „Es fehlt ein Motor, der auf einen Waffenstillstand drängt“, obwohl die Zeit dafür reif sei. Leider gebe es von den USA kein Signal in diese Richtung, sagte Tricarico.

Die Gefahr besteht vor allem darin, daß es in einer so kritischen Zeit keine Kanäle für Diplomatie und Kontakte zwischen Rußland und den wichtigen westlichen Regierungen gibt. Der russische Abgesandte bei den UN-Organisationen in Genf, Botschafter Gennadi Gawilow, sagte dazu am 22.8.: „Ich sehe keine Möglichkeit für diplomatische Kontakte. Und je länger der Konflikt andauert, desto schwieriger wird es, eine diplomatische Lösung zu finden.“

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