Am Vorabend des historischen Gipfels: alle wollen in die BRICS

Vom 22.-24.8. findet im südafrikanischen Johannesburg der BRICS-Gipfel statt. Trotz anhaltenden Drucks aus London und Washington werden die Vertreter von Brasilien, Rußland, Indien, China und Südafrika dort ihre Agenda vorantreiben: 1. die Erweiterung zu „BRICS-Plus“ mit einem Mechanismus für die Aufnahme der 40 Länder, die Interesse an der Mitgliedschaft bekunden; und 2. neue, nicht auf dem Dollar basierende Zahlungsmechanismen, um der sinkenden Finanz-Titanic des Westens mit ihren mörderischen Sanktionen und Schuldeneintreibung zu entkommen. Es läuft eine breite Diskussion darüber, wie man am besten eine neue, nicht spekulative Währung einführt, um Handel und Entwicklung im Globalen Süden zu fördern – nicht zuletzt mit den Ideen von Lyndon LaRouche. London und Washington hatten gehofft, daß der Gipfel handlungsunfähig würde, weil Präsident Putin entschieden hat, nicht persönlich teilzunehmen, aber dem ist nicht so.

Zwei Wochen vor dem Gipfel äußerte sich Kreml-Sprecher Dmitri Peskow zu Spekulationen über eine neue BRICS-Währung (s.u.).

Inzwischen ähneln die BRICS mehr und mehr dem Globalen Süden. Ein südafrikanischer Vertreter gab bekannt, daß 22 asiatische, afrikanische und lateinamerikanische Länder einen formellen Mitgliedsantrag gestellt haben. Nesawissimaja Gaseta zitierte ihn am 2.8., daß diese Liste sieben arabische Länder umfaßt: Algerien, Bahrain, Ägypten, VAE, Saudi-Arabien, Sudan und Tunesien. In Afrika sind es die DR Kongo, Gabun, Nigeria, Senegal, die Komoren und Äthiopien; in Asien Bangladesch, Indonesien und Kasachstan. Anträge des Irans und Argentiniens werden schon seit letztem Jahr geprüft. Am 31.7. bekundeten auch die Präsidenten von Bolivien und Venezuela das Interesse ihrer Länder an einer BRICS-Mitgliedschaft.

Nailja Jakowlewa, Lateinamerika-Expertin der Russischen Akademie der Wissenschaften, erklärte der Zeitung, daß Länder wie Argentinien, Bolivien und Venezuela den BRICS beitreten möchten, um ihr internationales Prestige zu steigern und vor allem, um mehr ausländische Investitionen in Infrastrukturprojekte anzuziehen und Zugang zu Kredit aller Art zu erhalten. Die Neue Entwicklungsbank (NDB) der BRICS, deren Vorsitz kürzlich die brasilianische Ex-Präsidentin Dilma Rousseff übernahm, könnte eine ideale Quelle nötiger Finanzmittel für diese Länder sein.

Es ist nicht sicher, daß auf dem Gipfel allen Beitrittskandidaten die Vollmitgliedschaft gewährt wird. Dies erfordert die Zustimmung aller fünf Mitgliedstaaten, auf die derzeit über 42% der Weltbevölkerung, 23% des globalen BIP und 18% des Welthandels entfallen.

Laut Gustavo de Carvalho vom südafrikanischen Institute of International Affairs sind viele Beitrittskandidaten in der gleichen Situation: Sie spielen eine wichtige regionale Rolle, haben sich schnell entwickelnde Volkswirtschaften und große Bevölkerungen. Einer ihrer Beweggründe ist ihr Interesse an der Verwendung alternativer Währungen, insbesondere im bilateralen Handel. Sie wären gerne unabhängiger vom US-Dollar, so der Experte.

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