Moskauer Terroranschlag: Wer ist der Drahtzieher von ISIS-K?

Seit dem Blutbad in der Krokus-Konzerthalle bei Moskau am 22.3. hat der russische Präsident Putin mehrfach eingeräumt, daß der Anschlag von islamistischen Terroristen ausgeführt wurde, aber auch die Frage gestellt, wer dahinter steckt. Am 2.4. erklärte er: „Wir werden die Hintermänner dieses Verbrechens finden.“

Wie bekannt ist, wurden die Täter auf der Flucht in die Ukraine gefaßt. Am 26.3. erklärte der Chef des Föderalen Sicherheitsdienstes FSB, Alexander Bortnikow, gegenüber der Presse, Rußland gehe davon aus, daß die USA, Großbritannien und die Ukraine hinter dem großen Terroranschlag stecken, bei dem über 140 Konzertbesucher getötet und über 500 verletzt wurden. Der Rußlandexperte Gilbert Doctorow aus Belgien betonte, diese Äußerung sei sehr ungewöhnlich, weil Bortnikow, ein enger Vertrauter Putins, nur selten öffentlich auftrete und sich keinesfalls ohne Zustimmung seines Chefs geäußert hätte. Selbst nach der Sabotage der Nord Stream-Pipelines habe Moskau weder Washington noch London direkt beschuldigt.

Zu sagen, daß die Russen die Ukraine beschuldigen, geht nach Doctorows Ansicht „am Kern der Sache vorbei: Die Russen beschuldigen die Vereinigten Staaten und Großbritannien. Und das bringt uns in eine Situation, die so kritisch ist wie auf dem Höhepunkt der Kubakrise.“

Die russische Generalstaatsanwaltschaft hat offiziell Auskunftsersuchen an die USA, Deutschland, Frankreich und Zypern zur möglichen Verwicklung westlicher Länder in Terroranschläge gegen Rußland gerichtet.

Der hochrangige britische Ex-Diplomat Alastair Crooke, Direktor des Conflicts Forum im Libanon, beschrieb in Al Mayadeen vom 28.3. einen interessanten Aspekt des Anschlags. Er weist darauf hin, daß ein US-Sprecher keine Stunde nach der Tat erklärte, den Anschlag habe ISIS verübt und die Ukraine sei unbeteiligt gewesen.

„Warum sind sich die westlichen Staaten so sicher? Es ist höchst ungewöhnlich, daß sich Geheimdienste innerhalb einer Stunde äußern. Auch wenn die konkreten Täter nun bekannt sind, bleibt die entscheidende Frage: Wer steckt hinter dem Anschlag?“

Crooke führt weiter aus, ISIS-Khorasan, dem die westlichen Staaten die alleinige Verantwortung zuschreiben, „operiert seit einigen Jahren, und zwar eher auf Schleichwegen, die sich von der Türkei nach Syrien, nach Afghanistan und in den Iran erstreckt. Es ist ein ,Franchise‘, in dessen Namen terroristische Handlungen begangen, Gelder gesammelt und Ressourcen vorbereitet werden… Hinter ISIS stehen bestimmte muslimische Staaten – und ihre westlichen Unterstützer.“

Angesichts der Vorgehensweise sei es unwahrscheinlich, daß die Täter echte ideologische Unterstützer von ISIS sind. „Sie mögen vordergründig islamistisch eingestellt gewesen sein, aber eigentlich waren es Söldner, die durch die Verlockung des Geldes motiviert wurden. ISIS-Rekruten erwarten und bekommen den Märtyrertod. Diese Männer sind einfach in ein Auto gesprungen, weil sie fliehen wollten. Bei einer ISIS-Operation hätten sie mit dem Massaker so lange weitergemacht, bis man sie erschießt.“

Crooke war selbst jahrzehntelang beim britischen Geheimdienst MI6 mit sensitiven Operationen befaßt und weiß, wie sie durchgeführt werden.

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