Krieg und Frieden: Die drängendste Frage für Europa heute

Jacques Cheminade, Vorsitzender der französischen Partei Solidarité et Progrès, verfaßte am 26.4. für die Monatszeitschrift Nouvelle Solidarité einen Leitartikel mit dem Titel „Krieg und Frieden“, den wir im folgenden zitieren.

„Eine Frage steht über allen anderen: Wollen wir den Wettlauf zum Weltkrieg stoppen? Die Uhr steht Sekunden vor zwölf. Die kleinste Fehleinschätzung oder absurde Provokation kann ausreichen, das Undenkbare auszulösen. Diejenigen, die die erste Salve überleben, würden einen nuklearen Winter erleben, in dem sie unter grausamen Bedingungen zugrunde gehen. Wer mit den Schultern zuckt, der sollte wissen, daß Nichtstun immer die falsche Wahl ist.

Aus diesem Grund sollten die bevorstehenden Wahlen 2024 in Europa wie in den Vereinigten Staaten in erster Linie der nuklearen Abrüstung und der Rüstungskontrolle für alle Angriffswaffen gewidmet sein. Frankreich als Mitglied des UN-Sicherheitsrats muß es sich zur Aufgabe machen, dort die Stimme der Länder zu Gehör zu bringen, die Frieden durch eine Politik gegenseitiger Entwicklung anstreben, das ist die Mehrheit der Weltbevölkerung…

Emmanuel Macron wirbt angeblich für einen ,Friedensgipfel‘. In Le Parisien (24.4.) erklärte er: ,Wir sind an diesem Krieg (in der Ukraine) nicht beteiligt.‘ Nach seiner Rückkehr aus China verkündete er, daß ,Europa seine Abhängigkeit von den Vereinigten Staaten verringern muß, fügte aber hinzu: ,Unser Ziel ist es…, Rußland nicht gewinnen zu lassen‘ und: ,Der Krieg wird aufhören, wenn die Ukrainer in einer Position der Stärke sind.‘ Das läuft darauf hinaus, das ukrainische Volk weiter einem Gemetzel auszusetzen. In Wirklichkeit handelt es sich um einen Krieg der NATO gegen Rußland, bei dem wir Europäer getäuscht werden. Außerdem stellt Macron die Operationen einer Globalen NATO, wie sie im Juni 2022 in Madrid definiert wurde, nicht in Frage.

Oleksij Danilow vom ukrainischen Präsidialamt sagt uns: ,Eine friedliche Lösung würde unter den derzeitigen Bedingungen zu einem russischen Frieden führen‘ und ,wir brauchen Waffen und Munition, keine Verhandlungen‘. General Ben Hodges, der ehemalige Befehlshaber der US-Armee in Europa, geht noch einen Schritt weiter und sagt: ,Wir brauchen keine diplomatische Lösung.‘ Erfahrene Militärs sagen hingegen, man müsse Putin gewinnen lassen, weil eine Atommacht nicht verlieren kann. Und genau das würde wahrscheinlich passieren, wenn wir dem ukrainischen Volk weiter Beihilfe zum Selbstmord leisten. Stattdessen denke ich, daß unsere Herausforderung darin besteht, von der geopolitischen Sicht einer Seite gegen die andere abzurücken und für eine neue internationale Architektur des Friedens durch gegenseitige Entwicklung und Sicherheit zu kämpfen. Die Vereinigten Staaten verfügen über Hunderte von Militärstützpunkten und haben seit 1945 Dutzende von Kriegen geführt. Sie sollten die Lektion jetzt lernen, denn sie haben sie alle verloren, so wie wir unsere Kolonien verloren haben…“

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