Der Tod von Tschads Präsident Déby droht die gesamte Sahelzone zu destabilisieren

Am 19.4. wurde der Präsident des Tschad, Idriss Déby, im Norden des Landes bei einem mutmaßlichen Rebellenangriff getötet, als er kurz nach seiner Wiederwahl die Truppen an der Front inspizierte. Sein Sohn, selbst Armeegeneral und Chef der Präsidialgarde, wurde zu seinem Nachfolger ernannt, mit der Aufgabe, in 18 Monaten Neuwahlen abzuhalten. Die Offensive der Rebellen und ihrer Förderer könnte enorme Auswirkungen haben, denn der Tschad liegt mitten in Nordafrika und ist von instabilen Ländern umgeben.

Stellt man die Frage Cui prodest? -Wer profitiert von der Destabilisierung? -so kommt man schnell auf eine Liste von Staaten und Kräften, die in den letzten zehn Jahren Regimewechsel in Nordafrika und im Nahen Osten organisiert haben. Dies sind dieselben Staaten und Kräfte, die sich gegen das Transaqua-Projekt zur Wiederauffüllung des Tschadsees stellen, das Deby wiederholt und zuletzt noch wenige Tage vor seinem Tod befürwortete (vgl. SAS 15/21).

In der Vergangenheit gehörten Rebellengruppen im Tschad zu der breiten Palette von Milizen und dschihadistischen Terroristen, die von Katar und der Türkei unterstützt wurden und am Bürgerkrieg in Libyen sowie in anderen Ländern der Region beteiligt waren. Nun werden sie im Rahmen einer Strategie eingesetzt, die sich sowohl gegen Chinas Gürtel- und Straßen- Initiative als auch gegen das wachsende Interesse Rußlands an wirtschaftlicher Zusammenarbeit mit der Region richtet. Neben dem Tschad hat sie die Zentralafrikanische Republik (ZAR) im Visier, die zusammen mit der Demokratischen Republik Kongo (D. R. Kongo) ein Schlüsselland für das Transaqua-Projekt ist.

In diesem Zusammenhang ist signifikant, daß die britischen Geopolitiker Rußlands Aktivitäten in Zentralafrika angreifen. In einem Strategiepapier der ältesten britischen Denkfabrik, Royal United Services Institute (RUSI), das am 12.2. unter dem Titel „Rußlands Strategie in der Zentralafrikanischen Republik“ erschien, wird behauptet, Rußland nutze seine Präsenz in der ZAR als „Sprungbrett für einen erweiterten Einfluß in Zentralafrika“. Rußland hat vor kurzem die Zahl seiner Berater in der ZAR unter einem UN-Mandat auf Wunsch von Präsident Touadera um 300 erhöht. Sie sollen der Regierung helfen, die Gruppen zu bekämpfen, die sich dem von Rußland vermittelten Khartum- Abkommen zwischen der Regierung und Oppositionsgruppen verweigern. In dem Strategiepapier wird gewarnt, Rußland kon terkariere den langjährigen Einfluß Frankreichs in dem Land.

Darüber hinaus festigt Rußland seine Beziehungen zur D. R. Kongo, indem es den räuberischen Rohstoffabbau ausländischer Unternehmen verurteilt und dort große Infrastrukturprojekte leiten möchte. Mit Ruanda hat Rosatom 2019 einen Vertrag über den Bau eines Kerntechnikzentrums geschlossen, das in dem Bereich als Tor nach Zentralafrika dienen könnte, und Rußland hat sich gegen äußere Einmischungen in die Sicherheitskrisen in Burundi und Kamerun ausgesprochen.

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