Auf das Erdbeben an der Wall Street vom 22.4. könnte ein Tsunami folgen

Das finanzielle Erdbeben, das die Finanzmärkte am 21.-22.4. erschütterte, könnte der Vorläufer eines wahren Tsunamis sein, wenn die Federal Reserve, wie der Vorsitzende Jerome Powell damals andeutete, diese Woche tatsächlich die Zinsen um 0,5% anhebt. Er machte seine Aussage in einer Podiumsdiskussion von CNBC mit EZB-Präsidentin Christine Lagarde, der geschäftsführenden IWF-Direktorin Kristalina Georgieva, der indonesischen Finanzministerin Sri Mulyani Indrawati und der Ministerpräsidentin von Barbados Mia Mottley.

Seine Andeutung löste an der Wall Street ein Blutbad aus, die Aktien von Großbanken und Versicherern brachen zwei Tage hintereinander dramatisch ein. Der Dow Jones fiel an dem Tag um 368 Punkte und am nächsten um weitere 981 Punkte.

Powell sagte zu Beginn: „Ich versuche nicht, die spezifischen Marktpreise für Dinge zu kommentieren, sondern ich werde nur folgendes sagen: Bei unserer letzten Sitzung – und das stand im Protokoll der Sitzung – waren viele im Ausschuß der Meinung, daß eine oder mehrere Zinserhöhungen um 50 Basispunkte angemessen wären.“ Er gab nicht zu verstehen, ob er zu diesen „vielen“ gehörte, bekräftigte jedoch, die Fed werde „unsere Instrumente einsetzen“, um die Inflation wieder auf 2% zu senken. Dementsprechend werde eine Anhebung um 50 Basispunkte „für die Mai-Sitzung auf dem Tisch liegen“.

Die Webseite Wall Street On Parade weist darauf hin, daß die fünf US-Megabanken, auf die 86% des gesamten nominellen Derivat-Engagements entfallen, bei dem Wall-Street-Crash nach Powells Äußerung die größten Verluste erlitten. Es handelt sich um JPMorgan Chase, Citigroup, Goldman Sachs, Morgan Stanley und Bank of America. Laut dem Quartalsbericht der Währungsaufsicht (Office of the Comptroller of the Currency) beläuft sich ihr Risiko auf insgesamt 200,18 Bio.$ – bei einem Nominalwert von 234 Bio. ausstehender Derivate der 25 größten US-Banken. In dem Bericht steht nicht, wer die Gegenparteien dieser US-Banken sind, es ist aber bekannt, daß eine davon die Deutsche Bank ist.

Das Erdbeben, das Powells Worte an der Wall Street auslöste, zeigt, daß schon eine geringfügige Zinsanhebung, selbst wenn sie zur Eindämmung der Inflation völlig unzureichend ist, große Risse im System verursacht. Auch eine große Zinserhöhung würde nicht ausreichen und das ganze System zum Einsturz bringen. Wie wir immer betont haben, ist das derzeitige System hoffnungslos bankrott, und jeder Versuch, es zu retten, wäre hoffnungslos und wird zu totalitären Maßnahmen führen. Jetzt liefert der Krieg in der Ukraine den perfekten Vorwand für eine Verschärfung des Ausnahmezustands, der über die transatlantischen Staaten verhängt wird und der gebraucht wird, um den nächsten finanziellen Mega-Bailout zu rechtfertigen.

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