Zwei britische neokonservative Sprachrohre geben zu: Rußland-Sanktionen sind gescheitert

Die nahezu beispiellosen Wirtschaftssanktionen gegen Rußland haben nicht den gewünschten Effekt, weil der „Nicht-Westen“ sich weigert, mitzumachen. Diese Tatsache wurde kürzlich in zwei prominenten britischen Publikationen, The Spectator und The Telegraph, anerkannt. Alastair Crooke, ein hochrangiger britischer Ex-Diplomat mit einer fast 30jährigen Karriere beim MI6, berichtete darüber am 21.5. in dem Beiruter Mediennetzwerk Al Mayadeen.

Crooke zitiert aus dem Leitartikel vom 13.5. des Spectator (dessen Herausgeber Boris Johnson 1999-2005 war):

„Mit finanziellem ,Furcht und Schrecken‘ in beispiellosem Ausmaß sollte Rußland von fast allem abgeschnitten werden… Putins Rußland, so die Theorie, werde verarmen bis zur Kapitulation. Nur wenige im Westen sind sich darüber im klaren, wie schlecht dieser Aspekt des Krieges läuft. Europa zahlt für den Teilboykott von russischem Öl und Gas selbst einen hohen Preis.

Doch das… erklärt noch nicht das Ausmaß des Versagens, die russische Wirtschaft zu schädigen. Es wurde schnell klar, daß zwar der Westen an einem Wirtschaftskrieg interessiert war, nicht aber der Rest der Welt. Als die Öl- und Gasexporte nach Europa schrumpften, steigerte Rußland schnell seine Exporte nach China und Indien – beide Länder kauften lieber Öl mit Preisnachlässen, als sich gegen die Invasion der Ukraine zu stellen…

Der Westen begann seinen Sanktionskrieg mit einer übertriebenen Vorstellung seines Einflusses in der Welt… Die Resultate dieser Fehlkalkulation sind für alle sichtbar… Die russische Wirtschaft wurde nicht ruiniert, sie wurde lediglich neu konfiguriert und umorientiert nach Osten und Süden statt nach Westen.“

Anschließend zitiert Crooke Allister Heath aus dem Telegraph vom 10.5.:

„Rußland sollte inzwischen eigentlich schon kollabiert sein. Der Plan Großbritanniens, Amerikas und Europas war, daß drastische Handels-, Finanz- und Technologiesanktionen, eine Preisgrenze für russisches Erdöl auf dem Seeweg und umfangreiche Hilfe für die Ukraine ausreichen würden, um Moskau zu besiegen. Es hat nicht funktioniert… Der Grund? China ist still und leise eingesprungen und hat Putins zerrüttete Wirtschaft in umwälzender Weise gerettet, indem es Energie und Rohstoffe gegen Waren und Technologie tauscht. Die Sanktionen sind ein Witz.“

Crooke kommentiert: „Einige werden beim Lesen dieser Worte hochverwundert reagieren: Warum hat es so lange gedauert, bis das britische Establishment ,aufwachte‘ und erkannte, was die ganze Welt schon weiß?“ Seine Antwort: „Wahnhafte Hybris hat den westlichen Politikern ,Scheuklappen‘ aufgesetzt; sie konnten nicht sehen, was offen vor ihren Augen lag.“

Der Ex-Diplomat warnt jedoch, der Westen werde von sich aus seine Politik kaum ändern:

„Die westlichen Neokonservativen kennen keinen ,Rückwärtsgang‘ – wenn sie an einer Stelle besiegt sind, entschuldigen sie sich nie; sie gehen einfach zur nächsten Farbrevolution über.“

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