Weltweite Auswirkungen der COVID-Krise in Indien

Als „Mehr als herzzerreißend“ bezeichnete der Generaldirektor der WHO, Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, die COVID-Katastrophe in Indien und fordert eine internationale Hilfsmobilisierung für das Land. Der Direktor der afrikanischen Gesundheitsbehörde (Africa CDC), John Nkengasong, erklärte am 29.4.: „Wir beobachten völlig ungläubig, was in Indien passiert. Die Situation in Indien ist für uns als Kontinent sehr, sehr besorgniserregend… Es ist ein Weckruf.“ In der Tat bestätigt es auf tragische Weise die dringende Forderung des Schiller-Instituts nach dem Aufbau eines modernen Gesundheitssystems und einer modernen Infrastruktur weltweit (vgl. SAS 21/20).

In Indien erreichte die Zahl der offiziellen Neuerkrankungen am 30.4. mit etwas mehr als 402.000 ihren Höhepunkt und ging dann etwas zurück, nachdem sie drei Wochen lang unkontrolliert in die Höhe geschossen war. Am 3.5. überschritt die offiziell registrierte Zahl im Land 20 Millionen Infektionen, und die Regierung hofft, daß die Rate weiter sinkt. Allerdings benötigen im Durchschnitt etwa 15 % der Infizierten einen Krankenhausaufenthalt, so daß der massive Druck auf das Krankenhaussystem mindestens noch Wochen anhalten wird.

Die Bilder und Berichte in den westlichen Medien beschreiben die überfüllten Krankenhäuser in Neu-Delhi, wo sich Patienten Betten teilen, in den Gängen liegen und auf Parkplätzen auf die Aufnahme warten. Hinzu kommen die Todesfälle durch Sauerstoffmangel und die Feuerbestattungen in öffentlichen Parks.

Allerdings ist Neu-Delhi nur ein sehr kleiner Teil des Bildes. Um ein wenig Perspektive zu gewinnen: Der gesamte Bundesstaat Delhi hatte 1,2 Mio. Fälle, während Maharashtra (einschließlich Mumbai) jetzt bei 4,7 Mio. liegt -fast ein Viertel aller Fälle landesweit. Und in Maharashtras drei Nachbarstaaten im Süden, Karnataka, Tamil Nadu und Kerala, gibt es insgesamt weitere 4,4 Millionen Fälle.

Das Gesundheitsministerium ist dabei, 1500 Anlagen zur Sauerstofferzeugung einzurichten, dazu sollen bis zu 37 Stickstoffanlagen umgerüstet werden. Bis zum 3.5. hatten mindestens 15 Länder Hilfe geschickt, darunter Rußland und die USA. Nach Angaben des EU-Botschafters in Indien, Ugo Astuto, sind bereits Flüge aus Irland, Belgien, Frankreich, Deutschland und Italien mit Sauerstoff, Beatmungsgeräten und antiviralen Medikamenten wie Remdesivir angekommen.

Indien beschleunigt und erweitert sein Impfprogramm und wird bald mit der Produktion des russischen Vakzins Sputnik-V beginnen. Unterdessen muß es den Export von Impfstoffen für den Weltmarkt einstellen. Das indische AstraZeneca-Werk war der Hauptlieferant von Impfstoff für die WHO zur Verteilung an unterentwickelte Länder im Rahmen des COVAX-Programms.

Die zu ergreifenden Notmaßnahmen werden ein Thema der Online-Konferenz des Schiller-Instituts am 8.5. sein (s.o.).

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