Was steht im sudanesischen Bürgerkrieg auf dem Spiel?

Der Sudan stürzt in einen ausgewachsenen Bürgerkrieg, der die Sicherheit der Länder in der gesamten Region ernsthaft beeinträchtigt, darunter die Nachbarländer Ägypten, Eritrea, Äthiopien, Südsudan, Tschad und Libyen. Auch Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und andere Golfstaaten könnten in den Konflikt hineingezogen werden. Da die meisten oder alle dieser Länder, allen voran Ägypten, gute Beziehungen zu Rußland unterhalten und in irgendeiner Weise an Chinas Gürtel- und Straßen-Initiative beteiligt sind und mehrere davon ein wichtiger Teil des aufstrebenden Globalen Südens sind, wäre ein größerer Bürgerkrieg in der Region im Interesse der westlichen Kriegspartei.

Der Konflikt begann am 15.4., als Truppen der Rapid Support Forces (RSF) unter Mohamed Hamdan Dagalo in der Nähe eines Militärstützpunkts in Merowe und in Khartum mit der Sudanesischen Nationalarmee zusammenstießen. Der Befehlshaber der sudanesischen Armee, Abdel Fattah al-Burhan, steht dem Souveränen Rat vor, der derzeit als Regierung fungiert, Dagalo ist dort formell sein Stellvertreter. Letzterer soll die Rebellion angezettelt haben, weil er eine frühere, international ausgehandelte Vereinbarung ablehnt, im Rahmen des Übergangs zu einer Zivilregierung die RSF innerhalb von zwei Jahren in die nationale Armee zu integrieren. Berichten zufolge wollte er den Zeitrahmen dafür auf zehn Jahre verlängern. Am 21.4. gab al-Burhan eine öffentliche Erklärung ab, die Armee werde sich durchsetzen und einen sicheren Übergang zur Zivilregierung gewährleisten. Im Land herrscht bereits eine humanitäre Katastrophe, Zehntausende Sudanesen fliehen in den Tschad und nach Ägypten.

Die USA, Großbritannien und die EU haben beide Seiten aufgefordert, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Doch nachdem ihre diplomatischen Vertretungen evakuiert wurden, könnten sie versuchen, die Krise zu manipulieren, um eine Regierung an die Macht zu bringen, die ihrer antirussischen und antichinesischen Agenda in Afrika dient. Die Folge wäre ein längerer Bürgerkrieg, in den auch Nachbarländer verwickelt werden könnten und der sogar zum Auseinanderbrechen des Sudan führen könnte.

Die ägyptische Regierung versucht dem vorzubeugen, indem sie ihre Unterstützung für die Institutionen der Zentralregierung erklärt. Auf einer Sonderministertagung der Afrikanischen Union (AU) am 20.4. forderte Außenminister Sameh Shoukry laut Al Ahram News einen Waffenstillstand im Sudan, „betonte jedoch die Notwendigkeit, die sudanesischen Institutionen zu schützen und ihren Zusammenbruch zu verhindern, und betonte, offizielle staatliche Institutionen sollten nicht mit nichtstaatlichen Einrichtungen gleichgestellt werden“. Mit anderen Worten: Die RSF, die faktisch nur eine schwerbewaffnete Miliz sind, sollten nicht mit der sudanesischen Armee auf eine Stufe gestellt werden.

An der AU-Sondersitzung nahmen neben dem UN-Generalsekretär, dem Generalsekretär der Arabischen Liga und Vertretern der Ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats und der EU auch die Außenminister und hochrangige Beamte der Nachbarländer sowie Kenias und Dschibutis teil.

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