Verstärkte diplomatische Offensive von Putins Rußland

Der russische Präsident Wladimir Putin prägt weiterhin die globale Auseinandersetzung mit unerwarteten Flankenmanövern, über die London und Washington wütend sind, aber auf die sie keine Antwort wissen – wir berichteten.

Die vom russischen Verteidigungsminister Shoigu für die Periode ab 25.5. angekündigten russisch-syrischen Großangriffe gegen den „Islamischen Staat“ (ISIS) und Al-Kaida (Al-Nusra-Front) in Syrien wurden vorerst ausgesetzt, aber nur, weil Rebellengruppen, die sich mit diesen Dschihad-Extremisten verbündet hatten, es sich nun anders überlegen und Moskau um mehr Zeit gebeten haben, um sich aus den Al-Nusra-Gebieten zurückzuziehen.

Auch beim G7-Gipfel in Japan kam eine Annäherung an Rußland zur Sprache, der japanische Regierungschef Shinzo Abe, der gerade aus Rußland zurückgekehrt war, und der französische Präsident Hollande setzten sich dafür ein, die G7 wieder mit Rußland zur G8 zu erweitern.

Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat erkannt, daß der Widerstand gegen die Rußlandsanktionen in Europa stärker wird und hat dazu aufgerufen, Wege zum schrittweisen Abbau der Sanktionen zu finden. Europa ist in der Frage von Kooperation oder Nichtkooperation mit Rußland mehr gespalten denn je. Italien, Ungarn, Frankreich und Teile der deutschen Regierung sind gegen eine Verlängerung der Sanktionen nach dem 31.7.

Obwohl auch sehr vernünftige wirtschaftliche Gründe für eine Beendigung der Sanktionen sprechen, liegt die eigentliche Ursache der Spaltung in der europäischen Politik in der wachsenden Erkenntnis, daß die von London und Washington ausgehende NATO-Politik den Boden für einen Krieg bereitet, der wahrscheinlich ein thermonuklearer Krieg wäre, den niemand überlebt.

Sehr wichtig ist, daß Putin auch die „Kulturflanke“ ausweitet, die er mit dem historischen klassischen Konzert im syrischen Palmyra eröffnet hat. Dasselbe Orchester, das Mariinsky-Orchester aus St. Petersburg unter der Leitung von Putins persönlichem Freund Waleri Gergiew, hat nun das Programm für ein zwölftägiges Konzertfestival in Wladiwostok (30.7.-10.8.) bekanntgegeben, mit Gastinterpreten aus Japan, China, Südkorea, den USA und anderen Nationen. Während Moskaus vielfältiges Eingreifen die anglo-amerikanischen Kriegspläne durchkreuzt, setzt Rußland jetzt auch darauf, mit einer musikalischen Intervention auf einer höheren Ebene einen wirklichen Dialog der Kulturen zu fördern.

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