Unzufriedenheit in Frankreichs diplomatischem Korps über Macrons Pro-Israel-Politik

Eine Reihe französischer Diplomaten drängt den Elysée, eine ausgewogenere Position in Südwestasien einzunehmen, und bedauert den Einflußverlust Frankreichs im globalen Süden. Über die wachsende Uneinigkeit unter den Diplomaten berichtete Le Monde bereits am 8.11. in einem Artikel mit der Überschrift „Das französische diplomatische Korps ist frustriert über Emmanuel Macrons Entscheidungen zum Nahen Osten“. „Die Spannungen sind diskret, nie offen ausgesprochen, aber sehr real. Emmanuel Macrons Haltung zum Krieg zwischen Israel und der Hamas ruft im französischen diplomatischen Establishment Irritationen, um nicht zu sagen starke Vorbehalte hervor.“

Dieser Druck trug eindeutig zu Macrons Entscheidung bei, sich auf der humanitären Konferenz in Paris am 9.11. für einen Waffenstillstand auszusprechen. Er und der irische Ministerpräsident Leo Varadkar sind die einzigen westlichen Regierungschefs, die dies tun.

Wenig überraschend kommt die meiste Kritik, wie Le Monde bestätigt, von den Mitarbeitern der Nordafrika-Nahost-Abteilung im Außenministerium. „Ihre Frustration wird durch die Tatsache verstärkt, daß der Konflikt intern die traditionelle Kluft zu denjenigen, die eine sehr atlantische, pro-israelische Linie vertreten, weiter anheizt. Aber die Rebellion geht noch weiter. Dutzende von Diplomaten sind besorgt über die uneingeschränkte Unterstützung der Gruppe für Israel. Sie befürchten schwerwiegende Auswirkungen auf das Image und die Sicherheit Frankreichs in den kommenden Jahren und fordern einen sofortigen Waffenstillstand.“

Im Figaro vom 13.11. berichtet Georges Malbrunot über ein gemeinsames Memo französischer Botschafter im Nahen Osten, die „die Haltung von Paris im israelisch-palästinensischen Konflikt bedauern. Es handelt sich um eine beispiellose Geste in der jüngeren Geschichte der französischen Diplomatie in der arabischen Welt.“

Malbrunot zitiert einen Diplomaten zur Haltung der Botschafter: „Unsere Position für Israel zu Beginn der Krise wird im Nahen Osten mißverstanden und steht im Widerspruch zu unserer traditionell ausgewogenen Position zwischen Israelis und Palästinensern.“ Sie verweisen auf „Frankreichs schlechtes Image in der arabischen Welt“.

Auch der ehemalige Premierminister Dominique de Villepin ist sehr aktiv, gibt zahlreiche Interviews und fordert Frankreich nachdrücklich auf, Netanjahus Rachefeldzug zu verurteilen und sich für eine gerechte Lösung einzusetzen.

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