Tschechien: Präsident Zeman prangert antirussische Hysterie an

Die Spannungen zwischen der Tschechischen Republik und Rußland eskalierten rasch, nachdem die tschechische Regierung plötzlich zwei russische Agenten beschuldigte, für die Zerstörung eines Munitionsdepots in dem Dorf Vrbetice vor mehr als sechs Jahren (!) verantwortlich zu sein. Prag wies 18 russische Diplomaten aus, Moskau reagierte mit der Ausweisung von 20 tschechischen Diplomaten, und die NATO-Länder, u. a. die Biden-Administration, erklärten ihre „Solidarität“ mit den Tschechen. Beide Seiten drohten mit weiteren Sanktionen.

Präsident Milos Zeman sowie sein Vorgänger Vaclav Klaus bemühen sich jedoch, die Lage zu beruhigen. Am 25.4., nach einer Woche Stillschweigen für eine gründlichere Analyse, erklärte Präsident Zeman in einer Sonderansprache an die Nation: „Ich kann feststellen, daß der Bericht des Sicherheitsinformationsdienstes besagt – und ich unterstreiche das –, daß es weder Beweise noch Augenzeugenberichte dafür gibt, daß diese beiden Agenten in Vrbetice waren. Als das Gelände des zweiten Depots unmittelbar vor der Explosion dort untersucht wurde, wurde dort kein Sprengsatz gefunden.“

Die Vorwürfe der Regierung seien aus heiterem Himmel gekommen, und der Geheimdienst „hat den Vorfall in Vrbetice in den letzten sechs Jahren nie erwähnt“. Er schloß zwar eine russische Verwicklung nicht aus, forderte aber eine gründliche Untersuchung. Er schloß auch nicht aus, daß es eine Art „Spiel“ zwischen verschiedenen Geheimdiensten gab.

Zuvor hatte Vaclav Klaus am 22.4. nach einem persönlichen Treffen mit Zeman die Regierung ebenfalls davor gewarnt, wilde Anschuldigungen gegen Rußland zu erheben, um den Westen zufrieden zu stellen: „Wir wirken hier wie ein kleiner Köter. Wir bellen Rußland an, weil wir meinen, die USA und die NATO wären bereit, ihr Gewicht hinter uns zu werfen. Ich finde diese Politik ziemlich töricht.“

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