Tägliche Warnungen vor dem Finanzkollaps

Immer mehr Finanzinstitute, Marktteilnehmer und Figuren des Finanzestablishments geben zu, was unser Nachrichtenbrief seit langem betont: daß ein Crash des Finanzsystems und der Eurozone unausweichlich ist. Ihre offenen Warnungen gäbe es nicht, wenn die Situation nicht so ernst wäre, daß der potentielle Schaden durch die Panik, die sie auslösen können, nicht immer noch deutlich geringer ist als das Chaos, das die kommenden Abstürze anrichten werden. Aber auch wenn einige Warnungen richtig sein mögen, bieten sie keine Lösung.

* Das Institute for International Finance (IIF), die Lobby der Großbanken der City und Wall Street, meldet einen weit höheren Verschuldungsgrad von Unternehmen als bei Lehman Brothers vor der Pleite und nennt dies „zutiefst beunruhigend“. Mit den zusätzlichen Schulden wird nicht investiert, sondern es werden Fusionen und Übernahmen finanziert, Dividenden gezahlt und Aktien zurückgekauft.

* Stanley Druckenmiller, einstiger Geschäftspartner von George Soros, prognostiziert einen baldigen Crash wegen der extremen hohen Schuldenquote der US-Konzerne für nichtproduktive Zwecke. Druckenmillers „apokalyptische“ Fakten, wie Zero Hedge sie nennt, sind eigentlich bekannt: Das Verhältnis von Gesamtverschuldung zum BIP in den USA stieg innerhalb weniger als eines Jahrzehnts von 2,5:1 auf 4:1, und die Nettogewinne von Nicht-Finanzfirmen sanken in den negativen Bereich, während ihre Nettoverschuldung jährlich um mehr als 20% ansteigt. Er betont auch: „Die Schulden werden heute für Finanzmanagement, nicht für produktive Investitionen benutzt.“

* James Bianco, Chef der Chicagoer Firma Bianco Research, warnt in einem Interview mit dem Schweizer Magazin Finanz und Wirtschaft, die Energieblase könne zum Auslöser eines Systemzusammenbruchs werden, vergleichbar mit der Subprimekrise 2008. Es gebe schätzungsweise 3 Bio.$ an Krediten im Energiesektor weltweit. Falls der Ölpreis erneut absacke, wären die Folgen ähnlich wie bei den faulen Hypothekenpapieren in der Immobilienkrise. „Damals behaupteten die Banken zunächst auch, daß sie kaum Engagements im Subprime-Segment hätten. Bald stellte sich aber das Gegenteil heraus. Ein ähnliches Risiko besteht heute im Energiesektor, wo den Banken ein Abschreiber nach dem anderen droht.“

Bianco weist besonders auf die Deutsche Bank: „Keine andere Bank hält mehr in Euro denominierte Finanzderivate auf ihrer Bilanz. Was geschieht mit diesen Papieren, wenn Großbritannien der EU den Rücken kehrt oder Griechenland aus der Eurozone austritt?“

* Moody’s warnt, „schon eine kleine Krise“ könne zur endgültigen Krise für die europäische Gemeinschaftswährung werden. In einem Bericht vom 4.5., schreibt die Ratingagentur, selbst wenn die EU die Brexit-Abstimmung übersteht, „kann schon eine ,kleine’ zukünftige Krise die Tragfähigkeit des gegenwärtigen institutionellen Rahmens gefährden, wenn dies mit negativer Stimmung der Öffentlichkeit und populistischen politischen Entwicklungen zusammenfällt. Das kann den Eindruck erwecken, daß die Frage nicht ist, ob das System bricht, sondern wann.“

Wie alle diese Warnungen zeigen, ist ein Systemcrash unvermeidlich. Aber es gibt ein Mittel, um den Schaden auf den nichtproduktiven Finanzsektor zu begrenzen, nämlich eine rechtzeitige Glass-Steagall-Bankentrennung. Wenn die Staaten nicht dafür sorgen, dann werden die Finanzinteressen einseitige politische Maßnahmen durchsetzen, um ihre Haut zu retten und dem Volk den Schaden aufzubürden.

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