Selbstmordrate in den USA steigt rasant an, während die Industrie zusammenbricht

Letzten November berichtete die New York Times auf der Titelseite dramatisch über die alarmierende Zunahme der Selbstmordrate in den USA; den Artikel verfaßten der Wirtschafts-Nobelpreisträger Angus Deaton und seine Ehefrau Anne Case auf der Grundlage einer von ihnen geleiteten Studie über Sterberaten. Auffällig war die Zunahme unter männlichen weißen Amerikanern im Alter zwischen 45 und 54 Jahren, ganz besonders im Zusammenhang mit Drogen- und Medikamentenmißbrauch, u.a. gab es eine enorme Zunahme der Herointoten.

Seither befassen sich viele weitere Berichte mit den demographischen Kategorien, und es zeigte sich eine Zunahme von Selbstmorden in fast allen Altersgruppen, u.a. bei männlichen Weißen zwischen 25 und 44 Jahren, und bei Frauen. Eine neue Studie der Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control (CDC) ergab, daß die Selbstmordrate bei Männern der Altersgruppe 45-64 von 1999 bis 2014 um 43% zunahm. Bei den Frauen derselben Altersgruppe waren es sogar 63%. Bei Mädchen von 10-14 Jahren hat sich die Rate sogar verdreifacht!

Dies steht in auffälligem Gegensatz dazu, daß die Raten seit den 1950er Jahren ständig gesunken waren. Bei der Analyse des alarmierenden Trends stellen die meisten Medienberichte psychische Erkrankungen und den massiven Rückgang der Ausgaben für die Behandlung von Depressionen in den Mittelpunkt.

Die Ausgaben für die Behandlung psychischer Erkrankungen wurden in den USA in den letzten Jahren tatsächlich rücksichtslos gekürzt, viele öffentliche Einrichtungen mußten schließen und geistig und psychisch Kranke wurden auf die Straße gesetzt. Die meisten Berichte erwähnen aber nicht den Faktor, den der Ökonom Lyndon LaRouche als den entscheidenden für die Zunahme der Selbstmorde bezeichnet: die durch den Zusammenbruch der realen Produktion in der Wirtschaft ausgelöste Hoffnungslosigkeit, wenn immer mehr ehemals produktiv Beschäftigte in die Kategorie der „nutzlosen Esser“ abgedrängt werden.

Man betrachte dazu den katastrophalen Niedergang des produzierenden Gewerbes: Von März 1998 bis Dezember 2013 gingen in den USA 5,7 Mio. Industriearbeitsplätze verloren. Der Anteil der Industrie am BIP sinkt schon seit 30 Jahren, doch seit 2008 und noch mehr seit 2014 hat sich der Trend massiv beschleunigt. Das produzierende Gewerbe, das von den 50er bis 80er Jahren für Millionen Familien die Eintrittskarte in die Mittelschicht war, macht jetzt nur noch 8,8% der Gesamtbeschäftigung aus. Die durch diesen Absturz verursachte wirtschaftliche Unsicherheit geht mit der Zunahme der Selbstmordrate einher.

Obwohl Präsident Obama sich der Schaffung von Millionen Arbeitsplätzen rühmt, sind heute 94 Mio. Amerikaner im arbeitsfähigen Alter ohne Beschäftigung, und 45 Mio. sind auf Lebensmittelmarken angewiesen. Die amtlichen Zahlen zeigen, daß mehr als drei Viertel der in den letzten sieben Jahren geschaffenen Jobs Niedriglohn-, Saison- oder Teilzeitarbeit sind, was zu dem Gefühl der Verzweiflung beiträgt, das die Selbstmordrate nach oben treibt.

Dennoch zitiert dieselbe New York Times, die als erste auf diese Zunahme der Selbstmorde aufmerksam machte, zustimmend Obamas Behauptung, die USA hätten die wirtschaftliche Erholung „wahrscheinlich besser geschafft als jede große Volkswirtschaft der Erde in der neueren Geschichte“.

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