Pokémon Go: Stoppt die Flucht in virtuelle Realität und Gewalt

Der französische Präsidentschaftsbewerber Jacques Cheminade veröffentlichte am 2.8. eine Erklärung über das Videospiel Pokémon Go als Massenphänomen von Infantilismus. „Die Jagd auf die Pokémons ist lächerlich – aber sie ist auch ein dramatischer Ausdruck des geistigen Zustands unserer Gesellschaft“, schreibt Cheminade. Es enthülle die „freiwillige Infantilisierung und Abhängigkeit von digitalen Verhaltensregeln“ und sei „die erste Massenmanifestation der Verwechslung der virtuellen mit der realen Welt. Manche mögen sagen, das Spiel mit den Pokémons sei doch nicht wirklich schädlich, und ein paar Ausflüge in die virtuelle Welt gehörten einfach zum ,Spaß’ dazu“, aber in einer Zeit, in der wirtschaftliches Chaos und Krieg drohen, sei „eine solche ,Unterhaltung’ eine unreife Realitätsflucht“. Zudem könne man sich leicht vorstellen, daß nach dem Vorbild virtueller Schnellschußspiele „schon bald eine Kalaschnikow an die Stelle des roten Balls treten kann“ und dann ein „Feind“ das Ziel wäre“ – sei er Muslim, Russe oder ein Kreuzritter.

„Gewaltvideospiele… sind das Produkt von Techniken, die für die Kampftruppen der amerikanischen Armee entwickelt wurden, um jungen Rekruten, die davor zurückschrecken, zum Töten zu schießen, diese Hemmungen zu nehmen. Aus dem militärischen Bereich breitet sich das dann auf Massenbasis in die gesamte Gesellschaft aus. Es läßt sich leicht zeigen, wie eine ,durch Gewalt erweiterte Realität’ noch weit wirksamer wäre“, so Cheminade. „Es ist sicherlich kein Zufall, daß die größten Massenmörder heute… praktisch ausnahmslos Erfahrungen mit Gewaltvideospielen hatten.“

Er fährt fort: „Hillary Clinton erklärte in ihrem Präsidentschaftswahlkampf, sie wisse zwar nicht, wer Pokémon Go erfunden habe, aber sie wolle versuchen, ,einen Weg zu finden, wie man die Pokémons in die Wahllokale holen kann’. Aber… sie weiß sehr genau, wo die Pokémons herkommen.“ Pokémon Go wurde von der Gruppe Niantic/Keyhole entwickelt, die heute zu Google gehört, und der frühere Google-Chef Eric Schmidt ist heute Hillarys Wahlkampfmanager. „Die vorgespielte Naivität der demokratischen Präsidentschaftskandidatin ist also nur ein Feigenblatt, das die Verbindung zwischen Politik und sozialer Kontrolle über die Massen kaum verhüllt.“

Cheminade fordert: „Wenn wir den Terrorismus und die Barbarei in unserer Gesellschaft bekämpfen wollen, dann müssen wir natürlich gesetzliche und polizeiliche Sicherheitsmaßnahmen ergreifen, wie das Verbot von Videospielen, die eine Kultur des Todes verbreiten; aber vor allem müssen wir deren Quelle verschütten. Dazu ist es dringend notwendig, kleinen Kindern unter zehn Jahren zu zeigen, daß zum Leben Liebe, Gastlichkeit, klassische Musik, Museen und Bücher gehören, und ihnen in unserem Schulsystem ein Gefühl dafür zu vermitteln, was das Menschliche am Menschen ist. Sonst kommen Dschihadisten und Terroristen aus diesem Schulsystem, das machtlos ist, der Anziehungskraft einer illusorischen, virtuellen Welt entgegenzuwirken… Um in dieser Weise unseren Geisteszustand zu verändern, müssen wir ein Projekt realisieren, das uns begeistert und das uns träumen läßt, daß die Zukunft besser sein kann.“

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