Obama bastelt am Märchen seiner Präsidentschaftserfolge

Ein inzwischen weitverbreiteter Artikel von Jeffrey Goldberg im Magazin Atlantic, der auf Interviews mit US-Präsident Barack Obama basiert, ist eher Schönfärberei als ein akkurater Bericht seiner wichtigsten außenpolitischen Entscheidungen. Von den Entscheidungen über den Krieg gegen Libyen über die Absage der geplanten Bombardierung Syriens in letzter Minute im September 2013 bis hin zu Obamas Verhältnis zu den Saudis und dem türkischen Präsidenten Erdogan erscheint alles ganz darauf zugeschnitten, Obamas Nachruhm zu sichern, mit wenig oder gar keiner Ähnlichkeit zur Wahrheit.

Obama tut so, als seien die eigentlichen Kriegstreiber in seiner Regierung die Außenminister Hillary Clinton und John Kerry gewesen, die auf eine Bombardierung Syriens gedrängt hätten. Die Katastrophe des Libyen-Abenteuers lastet er den Europäern an, vor allem David Cameron und Nicolas Sarkozy.

Dem Goldberg-Bericht zufolge hat Obama den Saudis nie getraut. Wir fragen: Warum hat er dann die 28 Seiten aus dem Untersuchungsbericht des Kongresses über die saudische Urheberschaft der Terrorangriffe des 11. September 2001 nicht freigegeben? Und auch wenn Obamas persönliches Verhältnis zu Ministerpräsident Netanjahu notorisch schlecht ist, war er immer ein höchst loyaler, verläßlicher Garant der Sicherheit Israels.

Der lange Artikel erwähnt mit keinem Wort Obamas Vorliebe für militärische Sondereinsätze oder die wöchentlichen Sitzungen, in denen er entscheidet, wer mit Drohnen getötet wird, oder die Folter oder die Gefangenen, die immer noch illegal in Guantanamo sitzen. Vertuscht wird auch, daß er die Kriege in Libyen und Syrien ohne Genehmigung des Kongresses führte.

Wenn zukünftige gewissenhafte Historiker die Obama-Jahre untersuchen, werden sie das Goldberg-Interview entweder in den Papierkorb werfen oder als klinischen Beleg für Obamas Narzißmus (und Goldbergs Neigung zum Kriechen) einordnen.

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