Nein, die Unterwürfigkeit der EU gegenüber Washington ist kein Scherz

Man würde Ihnen sicher einen schlechten Scherz vorwerfen, wenn Sie behaupteten, die Europäische Kommission habe gerade einen Bürger der Vereinigten Staaten zum Chefökonomen der Generaldirektion Wettbewerb ernannt. Aber es ist wahr. Es handelt sich um die amerikanische Wirtschaftswissenschaftlerin Fiona Scott Morton, eine Professorin an der Yale University, die regelmäßig als Beraterin für Big Tech in amerikanischen Unternehmen tätig war. In ihrer neuen Funktion in Brüssel ist sie für die Gewährleistung eines fairen Wettbewerbs in der gesamten EU zuständig und berät die Kommission zum neuen Gesetz über digitale Märkte, das die Macht der Tech-Giganten eindämmen soll.

Die Nominierung von Scott Morton hat Proteste von mehreren französischen Ministern und von Abgeordneten des Europäischen Parlaments hervorgerufen, die sich darüber wundern, daß Ursula von der Leyen keinen Europäer finden konnte, der kompetent genug für diese Position ist.

Apropos Witze: Wladimir Putin hat einen erzählt, der es wert ist, zitiert zu werden, weil er widerspiegelt, was viele in der nicht-westlichen Welt über Europa denken. In einem Interview mit dem Fernsehsender Rossiya-1 am 16.7. scherzte der russische Präsident: „Wissen Sie, manchmal sieht es so aus, als ob sie [die europäischen Politiker] das tun, was man ihnen aus Übersee sagt. Wenn ihnen morgen gesagt wird: ,Wir haben beschlossen, euch alle zu hängen!‘, werden sie nur eine Frage stellen, mit gesenktem Blick und überrascht von ihrer eigenen Kühnheit: ,Können wir das mit Hilfe von im Inland hergestellten Seilen machen?‘„ Allerdings, so fügte er hinzu, „werden die Amerikaner höchstwahrscheinlich nicht auf einen so großen Auftrag für ihre Textilindustrie verzichten.“

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