Nachrichten von der Neuen Seidenstraße

Von Wuhan nach Lyon. Am 21.4. traf der erste Güterzug aus dem chinesischen Wuhan im französischen Lyon ein, das früher Europas wichtigste Seidenstadt war. Der Zug fuhr in 15 Tagen 11.300 km durch Kasachstan, Rußland, Weißrußland und Polen nach Duisburg in Deutschland und von dort weiter nach Lyon an der Rhone, dem zweitgrößten Ballungsraum Frankreichs.

In 41 Containern wurden elektronische und mechanische Produkte sowie Kleidung geliefert, auf der Rückfahrt werden französische Agrarerzeugnisse nach Wuhan in Zentralchina gebracht, wo sich u.a. eines der größten Stahlunternehmen der Welt befindet. Ein Drittel aller französischen Investitionen in China entfällt auf Wuhan, wo die Franzosen ein Hochsicherheitslabor zur Virusforschung gebaut haben, einen Nachbau des P4-Labors in Lyon.

In der Region Lyon arbeiten und forschen mehr als 30.000 Chinesen, und 1921 gründete die Stadt die erste chinesische Universität außerhalb Chinas.

Die Route Wuhan-Lyon wurde in enger Abstimmung zwischen der chinesischen Spedition Wuhan Asia-Europe Logistics, dem Tochterunternehmen der Deutschen Bahn Trans-Eurasia Logistics und der französischen Bahngesellschaft SNCF geplant und koordiniert. Die 15 Tage Fahrzeit bedeuten einen enormen Zeitgewinn gegenüber den bisher notwendigen zwei Monaten Seetransport.

Duisburger Hafen zählt auf China. Seit zwei Jahren besteht die direkte Bahnverbindung von Chongqing/Chengdu, einer boomenden Industrieregion in Zentralchina, und Duisburg im Ruhrgebiet, dem größten Binnenhafen der Welt. Von Duisburg können Güter auf dem Rhein zum größten Hafen Europas, Rotterdam, verschifft werden. Der Chef des Duisburger Hafens, Erich Staake, kündigte am 21.4. vor Journalisten an, trotz der gegenwärtigen Flaute im weltweiten Schiffstransport sehe Duisburg die Entwicklung des Handels mit China und das enorme Wachstumspotential der Neuen Seidenstraße optimistisch.

Daher plane man in Duisburg eine Erweiterung der Logistikkapazitäten mit Investitionen in Höhe von 20 Mio.€. Staake geht davon aus, daß die Bahnverbindungen des Hafens zu chinesischen Regionen und anderen Märkten entlang der Neuen Seidenstraße sehr von der in einem Jahr geplanten Eröffnung einer neuen Eisenbahnbrücke über den Bosporus sehr profitieren werden. Dieser südliche Zweig der Neuen Seidenstraße durch den Iran und die Türkei wird die Fahrzeiten beträchtlich reduzieren.

Eine weitere im Bau befindliche Bahnverbindung verläuft nach Georgien und von dort aus weiter in verschiedene Richtungen, ausgehend von dem neuen großen Containerhafen, den China und Georgien bei Anaklia am Schwarzen Meer planen.

EIR-Seminar über die Weltlandbrücke in Kopenhagen. Das Schiller-Institut in Dänemark und EIR veranstalteten am 18.4. ein Seminar in Kopenhagen mit rund 60 Teilnehmern. Redner der Veranstaltung waren Helga Zepp-LaRouche (per Video), Hussein Askary, Redakteur der arabischen Internetseite von EIR und Südwestasien-Koordinator des Schiller-Instituts, sowie der Erste Sekretär der iranischen Botschaft in Dänemark, Abbas Rasouli.

Hussein Askary sprach über die Mission des Schiller-Instituts, die Neue Seidenstraße als Weltlandbrücke nach Südwestasien und Afrika zu verlängern. Ausgehend von Ägyptens Rolle als Brücke zwischen Südwestasien und Afrika präsentierte er seine Vision der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung Afrikas und stellte ehrgeizige Pläne vor, die noch in den Schubladen schlummern, sowie einige der Projekte, die heute bereits von den Chinesen in Afrika verwirklicht werden. Askary schloß mit einer Polemik gegen die kleingeistigen Vorschläge für „nachhaltige Entwicklung“ und forderte statt dessen ein großangelegtes Sofortprogramm, damit Afrika seinen angemessenen Platz in der Zukunft einnehmen könne.

Abbas Rasouli betonte die Entschlossenheit des Iran, sich an der Neuen Seidenstraße zu beteiligen. Der Botschaftssekretär beschrieb die Bahnverbindungen, die vom Iran in Nord-Süd- und Ost-West-Richtung bereits gebaut wurden und noch geplant sind, um Ost- und Zentralasien mit Südwestasien und Europa zu verbinden. Während der Westen zu seinem eigenen Schaden den Iran mit Wirtschaftssanktionen belegte, wuchs der Handel mit China enorm an. Wie Abbas Rasouli erläuterte, stieg der bilaterale Handel von 4 Mrd.$ 2003 auf 53 Mrd.$ 2013, und bei Präsident Xis Besuch in Teheran im Januar 2016 verabredeten beide Seiten eine weitere Vertiefung der Zusammenarbeit.

Print Friendly, PDF & Email