Nachrichten aus dem Finanzkasino

Ehemaliger EZB-Chefvolkswirt warnt vor Crash. Nach Ansicht des ehemaligen EZB-Chefvolkswirts Jürgen Stark haben die EU-Länder ihre fiskalische Souveränität im Grunde bereits verloren und befinden sich mitten in einem tiefgreifenden finanzpolitischen Systemwechsel. „Nach meinem Eindruck haben wir die Erosion der nationalen Souveränität auf dem Gebiet der Haushaltspolitik längst“, zitiert ihn die Webseite Tichys Einblick.

Jeder Schritt im „EU-Integrationsprozeß“, wie er euphemistisch genannt wird, habe seit 2010 die nationale Souveränität mehr untergraben. Bis zum 1. Quartal 2022 werde die EZB im Rahmen des Anleihe-Kaufprogramms PEPP unglaubliche 1,8 Bio. € bereitstellen, was unter dem Strich zu einer Entkopplung der Anleihemärkte von der Realwirtschaft führe mit fatalen Folgen: „Ich will einen Crash nicht herbeireden, aber ausschließen kann man ihn nicht.“

Stark prangerte zudem das EU-Programm Next Generation an, das von der EU als „Konjunkturprogramm“ nach dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie dargestellt wird. Es habe „nichts, aber auch gar nichts mit den Folgen der Pandemie zu tun“, sondern diene dem Machtzuwachs Brüssels.

Nein, die heutige Inflation ist nicht „vorübergehend“. Die Behauptungen der Gouverneure der Federal Reserve über eine „vorübergehende Hyperinflation“ (siehe SAS 20/21) sind unterhaltsam -schließlich kann eine Hyperinflation ohnehin nicht lange dauern, bevor sie den Wohlstand zerstört –, aber absolut falsch. Arthur Burns begann als Federal-Reserve-Chef in den 70er Jahren mit der Zerstörung des staatlichen Systems der Preiserfassung, weil er beweisen wollte, daß die hohe Inflation jenes Jahrzehnts „vorübergehend“ war.

Laut einem Kommentar des Ökonomen Stephen Roach, der damals für Burns bei der Fed arbeitete, in MarketWatch vom 26.5. war Burns in dieser Periode, die manchmal als „Große Inflation“ (in amerikanischen Begriffen) bezeichnet wird, wild entschlossen, zu beweisen, daß die Geldpolitik der Fed nichts mit der wachsenden Inflation zu tun hatte, sondern daß es sich um „vorübergehende Faktoren“ handelte. Daher verlangte er, aus den Preisindizes zuerst Energie, dann Lebensmittel, dann Immobilien, dann Autos usw. zu entfernen, bis nur noch 35 % des ursprünglichen Verbraucherpreisindexes übrig waren – ein „Kern“, der frei von „vorübergehenden“ Faktoren war.

Heute, so Roach, „beharrt die Fed darauf, daß die jüngsten Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln, Baumaterialien, Gebrauchtwagen, Gesundheitsprodukten, Benzin, Mietwagen und Haushaltsgeräten vorübergehende Faktoren widerspiegeln, die mit der Normalisierung nach der Pandemie schnell verblassen werden. Vereinzelter Arbeitskräftemangel und steigende Immobilienpreise sind angeblich ebenfalls vorübergehend. Klingt das bekannt?“

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