Monetaristen können nicht begreifen, wie Infrastruktur-Investitionen wirken

Die Said Business School, die Wirtschaftshochschule der Universität Oxford, veröffentlichte Mitte September einen Bericht, in dem behauptet wird, Chinas hohe Investitionen in Infrastruktur in aller Welt seien unrentabel und würden deshalb einen Zusammenbruch der chinesischen Wirtschaft mit ernsten weltweiten Konsequenzen bewirken. Die Studie trägt den Titel „Führen Infrastrukturinvestitionen zu Wirtschaftswachstum oder Wirtschaftsunsicherheit? Fakten aus China“ und soll nach eigener Aussage die Vorstellung widerlegen, daß „China mit der Lieferung großangelegter Infrastrukturprojekte einen ausgeprägten Vorteil gegenüber anderen Ländern hat“.

Die typisch monetaristische Argumentation der Autoren ist, der kurzfristige Gewinn aus Infrastrukturinvestitionen sei viel zu gering, was Gefahren für alle Seiten heraufbeschwöre. Investmentbankern geht es bekanntlich immer nur um einen möglichst hohen und möglichst schnellen Gewinn aus Spekulationsgeschäften und riskanten Krediten.

Tatsache ist jedoch, daß der Infrastrukturaufbau in allen Ländern, nicht zuletzt in Europa und Nordamerika, schon immer die Voraussetzung für die Schaffung einer modernen industriellen Volkswirtschaft ist. Der Nutzen einer neuen Autobahn, einer effizienten Stromversorgung oder eines Krankenhauses läßt sich nicht daran bemessen, wieviel Einnahmen direkt erzielt werden – etwa durch Maut, Stromrechnungen oder Arzthonorare –, sondern er liegt in der Produktivitätssteigerung für die Volkswirtschaft als ganze. Dies gehört zu den Grundsätzen der physikalischen Wirtschaftswissenschaft in der Tradition von Alexander Hamilton und Friedrich List, deren wichtigster Vertreter heute Lyndon LaRouche ist.

Das gilt für Verkehr, Energieversorgung und Gesundheitswesen ebenso wie für Wasserversorgung, Kommunikation und Bildung. Allgemein wird eine bessere physische Infrastruktur immer eine höhere Produktivität, höheren Lebensstandard und längere Lebenserwartung zur Folge haben (s. SAS 41/16).

Die Akademiker aus Oxford lassen allerdings auch deutlich durchblicken, warum sie einen Bericht mit solchen Behauptungen veröffentlichen, obwohl das Wirtschaftswachstum in China bekanntlich viel höher ist als in Europa. Sie schreiben nämlich, das chinesische Modell sollte auf keinen Fall in anderen Entwicklungs- und Schwellenländern wie z.B. Pakistan, Nigeria und Brasilien übernommen werden.

Der Weltwährungsfonds (IWF) ist schon seit 50 Jahren vehement gegen solche Investitionen in der Dritten Welt, und das ist der Grund dafür, daß diese Länder immer noch so unterentwickelt sind, was heute das Migrationsproblem verschärft.

Die Financial Times zitiert in ihrem Bericht über die Said-Studie am 13.10. die Antwort der Chinesen auf die Logik der Investmentbanker: „Wir bewerten Risiken anders als westliche Stellen, weil wir das Entwicklungspotential eines Landes betrachten. Sie blicken zurück, wir blicken nach vorne. Wir wissen, daß Infrastruktur vielleicht das einzige ist, was ihnen fehlt, und daß ihre Wirtschaft wachsen wird, wenn man diese Infrastruktur baut.“

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