Hintergrund: Risse in der Komplizenschaft der Medien mit dem „Tiefen Staat“

Einige Tage vor Seymour Hershs Artikel (s.o.) erschien in der renommierten Columbia Journalism Review ein 24.000 Wörter langer Beitrag des ehemaligen New York Times (NYT)-Reporters Jeff Gerth, der die Berichterstattung über „Russiagate“ in den US-Mainstream-Medien auseinandernimmt. Im Mittelpunkt des Artikels „Die Presse gegen den Präsidenten“ stehen die NYT und die Washington Post (WaPo), beide 2018 Empfänger des Pulitzer-Preises für „bahnbrechenden Journalismus, der sich immer wieder bewahrheitet“. Wie Gerth zeigt, war diese Auszeichnung ebenso ein Betrug wie die Berichterstattung seit 2016 bis heute.

Gerths Studie bietet eine Fülle von Details zu mehreren Schlüsselkapiteln des „Russiagate“, dem Schwindel vom angeblichen Komplott zwischen Donald Trump und dem Kreml. Außerhalb der eigenen Blase der NYT hätten die Enthüllungen über die korrupte Kungelei zwischen ihren Reportern, dem FBI und der Demokratischen Partei „der Glaubwürdigkeit der Times und ihrer Kollegen“ bis heute geschadet. Die Berichterstattung habe schwerwiegende Mängel, z.B. die Glaubwürdigkeit, die Fusion GPS und dem Dossier von Christopher Steele lange eingeräumt wurde; Paul Krugmans Behauptung, Trump sei der „sibirische Kandidat“, oder Jeffrey Goldbergs Behauptung, Trump sei „faktisch ein Putin-Agent“; sowie die mangelnde Überprüfung der Behauptungen der Geheimdienste über systematische russische Einmischung in die Wahl 2016.

Gerth berichtet über wiederholte Fälle, in denen Anschuldigungen „anonymer“ Quellen dazu dienten, die Medien und das FBI anzuheizen. So habe ihm die ehemalige NYT-Redakteurin Liz Spayd nach der Wahl gesagt, die NYT habe einen „ständigen Strom von Geschichten“ über Trumps Verschwörung mit den Russen produziert, „ohne zu wissen, ob die Behauptungen tatsächlich wahr waren“. Selbst als interne FBI-Dokumente die Russiagate-These zurückwiesen, behauptete FBI-Direktor James Comey weiterhin, die Ermittlungen liefen noch, und noch heute würden die Vorwürfe als „Tatsache“ gemeldet.

Leser unseres Nachrichtenbriefes kennen viele der Beweise, die Gerth akribisch auflistet, aber dem Großteil der Öffentlichkeit wurden sie vorenthalten. Es ist nicht verwunderlich, daß die Mainstream-Medien, ähnlich wie bei Hershs Artikel, nicht darüber berichten.

Jeff Gerth, der früher selbst eine zentrale Figur in dem Medienuniversum war, das er anprangert, erklärt, er habe diese Studie durchgeführt, weil er „sich um die schrumpfende Glaubwürdigkeit des Journalismus und die zunehmende Polarisierung der Gesellschaft sorgt“. Echte Journalisten müßten über Fakten berichten, die „dem herrschenden Narrativ zuwiderlaufen“. Sein Artikel und die Enthüllungen von Seymour Hersh sind ein Schritt dahin, dieser Verpflichtung nachzukommen.

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