Helga Zepp-LaRouche: „Risikominderung“ ist eine Falle

Anläßlich des 10. Jahrestages der chinesischen Gürtel- und Straßen-Initiative (BRI) interviewt die Tageszeitung Global Times Interviews „renommierte Wissenschaftler, Denkfabriken und Finanzinstitutionen, die ihre Einsichten und ihr Verständnis darüber teilen, wie diese Initiative weltweite Anerkennung und wachsende Wertschätzung erlangt hat“. Das achte Interview führte Li Xuanmin mit der Gründerin des Schiller-Instituts, Helga Zepp-LaRouche.

Zepp-LaRouche wurde gefragt, warum die Strategie der „Risikominderung“ (de-risking) gegenüber China plötzlich so populär sei, und sie antwortete:

„Das Wort ist nur ein semantisches Kauderwelsch. Jemand hat offensichtlich erkannt, daß die Idee der ,Abkopplung‘ von China sehr negativ klingt und die Industriellen in verschiedenen Ländern verärgert, die Investitionen in China haben oder wichtige Handelsbeziehungen mit China unterhalten und die sehr wohl wissen, daß eine ,Abkopplung‘ von China in vielen Fällen ihren Ruin bedeuten würde.

Das Wort ,Risikominderung‘ klingt dagegen eher vertrauenserweckend. Tatsächlich aber ist das Wort völlig manipulativ, und der Trugschluß bei alledem ist, daß von China gar kein Risiko ausgeht, es hat sich als sehr zuverlässiger Geschäftspartner erwiesen.

Der Vorstoß für ,Entkopplung‘ und ,Risikominderung‘ ist ein und dasselbe. Dahinter steht die geopolitische Absicht, Chinas wirtschaftlichen Aufstieg einzudämmen, indem man es von bestimmten Spitzentechnologien abschneidet. Doch der Zug ist schon abgefahren, denn China ist weltweit führend bei der Anzahl der Patente und in Schlüsselbereichen von Wissenschaft und Technik wie der 5G-Technologie.

Außerdem scheinen die Politiker, die auf ,Risikominderung‘ drängen, nicht zu verstehen, was jeder kompetente Industrielle weiß, nämlich daß es nicht möglich ist, Chinas Handels- und Investitionspartnerschaft schnell zu ersetzen, weil China eine sehr gut ausgebaute Infrastruktur und qualifizierte Arbeitskräfte bietet, was in anderen Ländern erst noch aufgebaut werden muß.

Diese Politik kann also ihren Urhebern mehr schaden als China, so wie wir das bereits bei den Rückschlägen der Sanktionspolitik gesehen haben.“

Zepp-LaRouche wurde auch nach der aktuellen Situation der europäischen Volkswirtschaften und nach ihrer Einschätzung der Errungenschaften der BRI gefragt. Sie warnte: „Der Versuch, sich von China zu lösen, wird nur zur Selbstzerstörung der westlichen Volkswirtschaften führen und droht, den europäischen Kontinent weltgeschichtlich völlig ins Abseits zu stellen.“

Das vollständige Interview (Englisch) finden Sie unter https://www.globaltimes.cn/page/202306/1292838.shtml.

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