Giftgas-Vorwürfe in Syrien müssen unabhängig untersucht werden

Als westliche Politiker und Medien einhellig die syrische Regierung für einen angeblichen Saringasangriff auf Zivilisten in Khan Sheikhoun am 4.4. verantwortlich machten, erinnerte das informierte Beobachter an die erlogenen angeblichen Geheimdiensterkenntnisse 2003, Saddam Hussein hätte Massenvernichtungswaffen einsatzbereit für einen Angriff gegen den Westen, und später den Vorfall 2013, als Damaskus ein Giftgaseinsatz vorgeworfen wurde. Wie wir heute wissen, waren das „fehlerhafte Geheimdienstinformationen“ oder – weniger höflich ausgedrückt – Lügen.

Dennoch entschied US-Präsident Trump aufgrund falscher Informationen, 59 Tomahawk-Raketen gegen eine syrische Luftwaffenbasis abzufeuern.

Trotz zahlreicher Appelle von Fachleuten, Organisationen und Regierungen weigern sich die USA und die EU, der Entsendung einer internationalen Kommission unabhängiger Experten zuzustimmen, die vor Ort in Syrien eine Routineüberprüfung durchführt, am angeblichen Zielort und dem Flughafen Shayrat Bodenproben entnimmt etc. Statt dessen untersucht ein Team der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) unter Leitung von zwei Briten den Fall von außen auf der Grundlage von „Beweisen“, die höchstwahrscheinlich von Al-Kaida-Kräften in Syrien und ihren Weißhelmen stammen, die als einzige direkten Zugang zu dem Gebiet haben.

Eine UN-Untersuchungskommission kam zu dem Schluß, daß chemische Substanzen freigesetzt wurden, mußte aber zugeben, daß sie nicht feststellen konnte, wie oder von wem sie freigesetzt wurden.

In technischer Hinsicht wurde der offizielle Bericht des Weißen Hauses über den Vorfall, mit dem der Raketenangriff gerechtfertigt wurde, vom emeritierten Professor für Wissenschafts- und Sicherheitspolitik am Massachusetts Institute of Technology (MIT), Ted Postol, in einer Serie von Berichten gründlich widerlegt. Im jüngsten vom 18.4., mit dem Titel „Der Nervengas-Angriff, der nie stattfand“, werden sogar noch klarere Beweise dafür vorgelegt, daß am 4.4. 2017 in Khan Sheikhoun in Syrien kein Saringasangriff stattfand, ausgehend von den Windverhältnissen und dem angenommenen Zielpunkt.

Zudem zeigen die Fotos in dem Bericht des Weißen Hauses einen Weiler, dessen Mauern aus Felsgestein gehauen sind, was an dem Ort unmöglich ist. Postol und andere weisen auch darauf hin, daß die Ersthelfer an dem angeblich angegriffenen Ort keine Schutzkleidung trugen. Wenn es ein Saringasangriff gewesen wäre, wären sie alle gestorben oder schwer verletzt worden.

Daß die USA und die EU eine unabhängige Untersuchung blockieren, ist unentschuldbar.

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