Gesundheitskatastrophe verschärft die Todesspirale in Gaza

Die Menschenrechtsorganisation Euro-Mediterranean Human Rights Monitor berichtete am 9.12., daß sich im Gazastreifen Infektionskrankheiten und Epidemien „in einer katastrophalen und in der modernen Geschichte beispiellosen Weise“ ausbreiten. Die vom Amt für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten der Vereinten Nationen (OCHA) veröffentlichte Mitteilung erwähnt die Rekordzahl von Vertriebenen, den Mangel an sauberem Trinkwasser, unzureichende sanitäre Einrichtungen und Unterernährung als Ursachen der Gesundheitskatastrophe.

Viele der schwächsten Bevölkerungsgruppen – Kinder, Alte, Behinderte und Verwundete – suchen Zuflucht in den überfüllten Notunterkünften, wo hohe Raten von Infektionskrankheiten zu verzeichnen sind, darunter Durchfall, akute Atemwegs- und Hautinfektionen sowie Grippe und hygienebedingte Krankheiten. Weiter berichtet der Monitor, die Stromausfälle und der Treibstoffmangel „führten zur kompletten Schließung von Entsalzungs- und Kläranlagen, was das Risiko der Ausbreitung bakterieller Infektionen stark erhöht, weil verunreinigtes Trinkwasser Durchfallerkrankungen wie Ruhr, Typhus und Polio überträgt“. Hinzu kommt, daß die Müllabfuhr nicht normal funktioniert, weil die Arbeiter gefährdet sind und keinen Zugang zu den großen Deponien im Grenzgebiet haben.

Laut der israelischen Tageszeitung Haaretz ergaben Bluttests bei einigen der freigelassenen israelischen Geiseln Anzeichen für gefährliche Viren, die „offenbar in die Wasserversorgung von Gaza gelangt sind“. Krankheiten kennen bekanntlich keine Grenzen und lassen sich von Armeen nicht aufhalten.

Vor dem Hintergrund dieser akuten Gefahr hielt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 10.12. eine Sondersitzung ab, und der aus 34 Staaten bestehende Vorstand nahm eine Resolution an, die von Afghanistan, Katar, Jemen und Marokko eingebracht wurde und ungehinderten Zugang für medizinisches Personal und Hilfsgüter der WHO in den Gazastreifen fordert. Er wurde im Konsens angenommen, nachdem die USA signalisiert hatten, sich dem Text nicht zu widersetzen.

Israel ist nicht im WHO-Vorstand, aber der israelische Botschafter bei den UN-Organisationen in Genf verurteilte die Annahme des Antrags als „völliges moralisches Versagen“. Zudem entzog die Netanjahu-Regierung der UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe in den besetzten palästinensischen Gebieten, Lynn Hastings, das Visum, nachdem sie die Einrichtung weiterer Sicherheitszonen im Gazastreifen zum Schutz der Zivilbevölkerung gefordert hatte.

Euro-Med Human Rights Monitor fordert einen Waffenstillstand im Gazastreifen und „die Aufhebung der strikten israelischen Belagerung, die der Zivilbevölkerung als kollektive Bestrafung auferlegt wurde“, was ein Kriegsverbrechen darstelle.

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