Geplante EU-Energiepolitik bedeutet Deindustrialisierung

Eine halbe Million Arbeitsplätze in Italien in Gefahr. Nach Angaben des italienischen Mittelstandsverbands CGIA werden in der ersten Jahreshälfte 2022 eine halbe Million Arbeitsplätze verlorengehen, weil energieintensive Industriebetriebe ihre Produktion wegen hoher Energiekosten einstellen werden. Dies entspricht etwa 30% aller Arbeitsplätze in Sektoren wie Papier, Metall, Metallmechanik, Thermomechanik, Kunststoff, Glas und Bodenfliesen.

Schuld an dem Kostenanstieg sind laut CGIA der „Kauf von CO₂-Zertifikaten (deren Preis sich in den letzten Monaten vervierfacht hat und die Energiekosten mit mindestens 40% beeinflußt)“ sowie der Anstieg des Erdgaspreises um das Sechsfache gegenüber den ersten Monaten des Jahres 2021. Faktisch wird der Preis der CO₂-Zertifikate durch Derivatspekulation auf der europäischen ETS-Börse in die Höhe getrieben (s. SAS 1/22, 49/21).

Frankreich vor einem „absoluten Notstand“. Am 7.1. warnte Finanzminister Bruno Le Maire, wenn man nicht schnell eine Lösung finde, „werden die Franzosen eine Erhöhung ihrer Stromrechnungen um 35-40% erleben… Es handelt sich um einen absoluten Notfall, denn die Explosion der Strompreise ist weder für die Haushalte noch für die Unternehmen tragbar.“ Er verwies auch auf die Unruhen, die gerade in Kasachstan wegen der explodierenden Gaspreise ausgebrochen waren, und sagte, es sei „politisch gefährlich“. Das Thema ist besonders brisant, da in etwa zehn Wochen Präsidentschaftswahlen anstehen und Emmanuel Macrons Popularität gesunken ist.

Wegen der hohen Energiepreise mußte die letzte verbliebene Zinkraffinerie in Frankreich, Nyrstar, am 2.1. die Produktion für zwei Monate einstellen. Der durchschnittliche Tagespreis für eine MWh, der vor einigen Jahren noch bei 40 € gelegen hatte, stieg bis Weihnachten auf über 400 €, kurzzeitig sogar über 600 €. Das entspricht einem Anstieg um das Zehnfache. Der regionale Vorsitzende der Metallgewerkschaft CGT befürchtet, daß die Folgen auf alle Sektoren übergreifen.